Von Jürgen Heimann
Das Teil weckt schon gewisse Begehrlichkeiten. Aber selbige zu finanzieren, dürfte selbst die üppigste Kaffee-Kasse überfordern. Reden wir also besser nicht über Geld. Haben wir sowieso nicht. Der neue Stern am Helikopter-Himmel ist über dem Siegerland-Flughafen aufgegangen. Die “505” aus dem Hause Bell gilt unter Kennern der Drehflügler-Szene als ganz großer Wurf, mit dem der US-Amerikanische Hubschrauberhersteller auch in “good old Europe” Boden gut machen hofft. Erklärtes Ziel ist es, dem Platzhirsch Eurocopter Marktanteile abzujagen. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht.
Aktuell ist der Hersteller mit seinem “Jet-Ranger” X auf PR-Tour durch deutsche Lande. Da durfte auch der Siegerlandflughafen auf der Anflugkarte nicht fehlen. Zumal es hier nicht nur viele begeisterte Heli-Freunde und -piloten gibt, sondern mit “Kayfly” seit zehn Jahren auch eine prosperierende Hubschrauberschule. Die rotierende, im aktuellen Fall schwarz lackierte Diva ist die Nachfolgerin der Bell-206, von denen auf der Lippe zwei Exemplare im Einsatz sind – zur vollsten Zufriedenheit von Piloten und Passagieren.
Eine ganz besondere Hausnummer
Aber der neue Rotor-Star ist schon eine ganz andere Hausnummer. Nicht nur von seinem schnittigen-futuristischen Design, sondern auch den Leistungsparametern her. Demonstrations-Pilot Tim Otteson zeigte, warum die Neuentwicklung aus seinem Hause, die seit Ende 2016 die Musterzulassung hat und in direkter Konkurrenz zur Robinson R66 steht, so begehrt ist. 511 Pferdchen ziehen den Kufenflieger in der Startphase nach oben. Im Reiseflug kann der Cyclic-Jongleur auf dem rechten vorderen Sitz 464 PS abrufen und kommt mit dem schnittigen Ding vollgetankt 667 Kilometer weit – bei einer maximalen Reisegeschwindigkeit von 232 Stundenkilometern.
Auf dem himmlischen Catwalk
In der Luft bewegt sich die schnelle Bell so elegant wie Heidi Klums Laufsteg-Hennen auf dem Catwalk. Was ein großes und staunendes Publikum vor Ort interessiert verfolgte. Für die Zuschauer war es eine kleine Airshow bei freiem Eintritt. Vor Jahresfrist hätten sie an gleicher Stelle ein ganz besonderes Spektakel erleben können: das Wettrennen zwischen einem Heli und einem 500 PS starken Audi RS 6. Dabei hatte der Jet-Ranger von Kai Stabenow aber den Kürzeren gezogen. Der straßengestützte vierrädrige Bolide mit den vier Ringen hatte knapp den Kühler vorne – weil die Regeln zu seinen Gunsten geschrieben waren. Die Aufnahmen damals wurden für einen PR-Film benötigt.
Immerhin hat es ein Produkt aus dem gleichen Hause schon mal zum Hauptdarsteller einer erfolgreichen US-TV-Serie gebracht: “Airwulf” hieß die. Bei dem Wundervogel handelte es sich um eine Bell 222, “Tripple Two” genannt. Und die “Huey” ist bzw. war das meist gebaute Modell dieses Herstellers. Die UH-1 flog schon im Vietnam-Krieg und ist heute noch über Deutschland als SAR-Heli im Einsatz.