Rotorman's Blog

Erotiles Geknete zwischen Aroma-Therapie,
Klebreis-Fantasien und gegrilltem Wasserspinat

Erotil-Massage

Kein Vertrag mit „Erotil“: Andere Baustelle!

Senil oder infantil – das kenne ich ja aus meiner eigenen täglichen Erlebenswelt. Diffizil und instabil auch. Frankophil? Na, ja, mit unserem ehemaligen Erbfeind habe ich jetzt nicht so den umfassenden Vertrag. Und hydrophil erinnert mich irgendwie an Aqua, wo ich, ein ausgewiesener Hydrophobiker,  Apfelwein doch viel lieber trinke als profanes Wasser. Und da gibt es zwischen Krokodil und Glockenspiel, merkantil und Projektil auch nicht mehr sooo viele Optionen. Gut, thermophil, Utensil, Domizil und Playmobil würden sich da auch anbieten. Fragil, skurril, halophil und steril auch, aber ich will ja nicht reimen. Sondern mich massakrieren/massagieren/massieren lassen, oder wie das heißt. Und wenn ich schon zum Durchkneten auf der Liege liege, wäre es schön zu wissen, was mich erwartet – und was eben nicht. Reden wir also mal über erotile Massagen.
Unsere thailändischen Freunde und Mitbürger sind ein rätselhaftes Völkchen. Wir, nicht alle, aber viele, schätzen ihre Küche. Ob nun Som Tam, Tom Yam, Phat Thai, Kuai Tiao Ruea oder von mir aus auch  Kaeng Masaman,  das sind alles zwischen gebratenem Wasserspinat, Curry-Hühnchen, gegrilltem Basilikum und geschmacksneutralem Klebreis  angesiedelte gourmet-artistische Hindernisläufe, die ausnahmslos so schmecken wie der Morgenurin eines Diabetes-kranken Gummibärchens.
Ja, und dann erst ihre “Heavenly Touches”. Also die berühmten Thai-Massagen, landessprachlich “Nuad Phaen Boran” genannt. In diesem Begriff stecken Poesie und (schmutzige?) Phantasie. Bedeutet so viel  wie „uralte heilsame Berührung”. Hilft gegen alles, Kopfschmerzen, Übelkeit, Verstopfung, Durchfall, Ohrensausen, Schlafstörungen, Verspannungen, Rückenschmerzen, Schwindel, Durst, Akne, Heimweh und Wasser in den Beinen. Die Welt kann mich mal. LMAA! Wikipedia erklärt das so:

Dynamisch, kraftvoll: Auf der Suche nach den Energielinien

“Die Thai-Massage zeichnet sich durch ihren dynamischen kraftvollen Aspekt aus. Sie besteht aus passiven, dem Yoga entnommenen Streckpositionen und Dehnbewegungen, Gelenkmobilisationen und Druckpunktmassagen“. Autsch! Da kriegt man ja schon beim Lesen Muskelkater! Da müssen die Amis in Guatanamo irgendetwas in den falschen Hals bekommen haben. Zehn ausgewählte Energielinien, die nach ayurvedischer Lehre den Körper als energetisches Netz durchziehen, würden über sanfte Dehnung und mit dem rhythmischen Druck von Handballen, Daumen, Knien, Ellenbogen und Füßen bearbeitet, heißt es bei Wiki weiter. Ja, nee, ist klar.

Kühlboxen auf Raten und die Farben der Lust

Im florierenden Thai-Salon meines Vertrauens,  in dem ich aber bisher selbst noch nicht war, gibt es ebenfalls das volle Programm. Da kann der Kunde zwischen Teilmassage,  Anti-Stress-Massage, Aku-Pressur-Massage, Ganzkörpermassage, Gesichtsmassage, Fußmassage, Aroma-Therapie-Ölmassage Basaltsteinmassage, Sabotage und Karambolage wählen. Was es nicht gibt: “Erotilmassage”. Darauf wird explizit auf einem Aushangschild hingewiesen. Schön zu wissen. Aber, who the fuck, was ist das???? Etwas Grenzwertiges? Eine von der Bundesprüfstelle auf den Index gesetzte jugendgefährdende Praktik?
Da stößt selbst Google an seine Grenzen. Dabei wissen die Jungs doch sonst alles. Unter diesem Suchstichwort lande ich auf der Seite eines Versandhandels. Aber, zu früh gefreut, der offeriert lediglich  irgendwelche innovativen, mehrsprachig aufgewachsenen und solarbetriebenen Kühlboxen der Drei-Liter-Klasse. Aber die kann ich immerhin auf Raten kaufen, „keine Erotilmassagen“ müsste ich jedoch bar bezahlen. Ein weiterer Link führt zu einer Buchseite des Anbieters LovleyBooks: Empfohlene Lektüre: “Welche Farbe hat die Lust?” von Lonnie Barbach. 21 Frauen geben ihre geheimsten Fantasien preis. Hähh? Da ist immerhin unter den Schlagworten/Tags: „sex“, „lust“, „liebe“, „leidenschaft“ und „erotil“ gelistet. Kneten, Klopfen, Streicheln, Klang und Bang-Bang

Aber das hilft jetzt irgendwie auch nicht weiter, die wahre Bedeutung des Wortes zu ergründen. Kann schließlich auch ein Tippfehler gewesen sein. Wohin die Reise geht, ahnt man zwar schon, oder meint es zu ahnen, aber semantisch ist das Ganze damit  längst noch nicht in trockenen Tüchern. Zumal auf den Duden, die deutsche Sprachbibel, in dieser Hinsicht auch kein Verlass (mehr) ist. Da erfährt man lediglich, dass Massage ein feminines Substantiv sei und der Lockerung und Kräftigung der Muskeln sowie der Förderung der Durchblutung diene. Massage sei Behandlung des Körpergewebes mit den Händen (durch Kneten, Klopfen, Streiche(l)n) oder mechanischen Apparaten.

Das Geheimnis der drei Doshas

Mann! Das ist wieder typisch Deutsch! Staubtrocken. Humorlos. Wo bleiben das Exotische? Die 21 Fantasien (siehe oben)? Das Geheimnisvolle? Keine Rede von den Doshas, den drei unsichtbaren Lebensenergien, oder der Harmonie zwischen Körper, Seele und Geist. Wo, bitteschön, ist hier der  ganzheitlichen Ansatz einer von mentalen, emotionalen und spirituellen Aspekten dominierten Fokussierung im Spannungsfeld zwischen Raum, Zeit, Klang und Bang-Bang. Oder so was in der Richtung. Und vor allem: Kein Sterbenswörtchen über Erotil!
So kommen wir nicht weiter. Also Anruf bei der Knet-Concierce. Und was behauptet die???? Das „L“ sei kein „L“ sondern ein „K“! Da kann ja jede(r) kommen. Könnte aber, so betrachtet, Sinn machen. Es heißt nicht „Erotil“ sondern „Erotik“. Und die gibt’s hier nicht. Da hat ein Spass(t)Vogel dem armen „K“ die Winkelstriche < amputiert. Und deshalb hätte ich mir den ganzen Sch… hier ja auch sparen können….

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