Schieh woarsch! Oder für Rezipienten, die dieser besonderen Ausprägung des Hochdeutschen nicht so mächtig sind: Es war schön. Ein schöner Tag unter Freunden und Gleichgesinnten. Viel Gebrumm am Boden und in der Luft, viel leckerer Benzin-, Avgas und Kerosinduft. Mit einem „Fly-In“, zu dem viele, viele Freunde und Kollegen der fliegenden Zunft auf bzw. mit eigener Fläche anreisten, hat sich die Luftsportgruppe Breitscheid-Haiger am vergangenen Wochenende nach fast dreijähriger Corona-Abstinenz wieder öffentlich zurück gemeldet. Und auch viele interessierte „Fußgänger“ honorierten diese Initiative durch ihren zahlreichen Besuch.
Es war niemals die Intention der Veranstalter um LSG-Chef Markus Holighaus, eine (mehr oder weniger spektakuläre) Flugshow zu zelebrieren. Diese Zeiten scheinen sowieso definitiv vorbei. Es ging einfach, schlicht und ergreifend darum, wieder einmal Flagge zu zeigen. Und um Sympathisanten-Pflege. Der Fliegerei wohlwollend gegenüber stehenden Leuten vor Augen zu führen, dass man auf einem Flugplatz wie dem Breitscheider in der Regel die interessantesten und nettesten Typen trifft. Für viele von denen war es nach den Pandemie -bedingten Einschränkungen nach langer Zeit das erste Mal, sich wieder auszutauschen und in geselliger Runde beisammen zu sitzen.
Die Flotte der angereisten Flugzeuge war stattlich: Oldtimer, Klassiker, konventionell gestrickte Brummer, Motorsegler, Hubschrauber, ja das auch, Segler und UL’s. Es fiel auf, dass deren Präsenz überproportional ausgeprägt war. Die Ultraleichten sind, so wie es aussieht, die Zukunft der Zivilfliegerei. Bis dann einmal in ferner Zukunft die Elektrischen das Zepter übernehmen. Bei den Flugtagen in Pohlheim am Wochenende zuvor war schon ein solcher E-Flieger zu bewundern. Gut, mit einer Aku-Laufzeit von einer Stunde und 15 Minuten entspricht er nicht wirklich den Ansprüchen ambitionierter „Langstrecken“-Piloten. Aber die entsprechenden Speichermedien dürften in den nächsten Jahren durchaus leistungsstärker werden.
Die inzwischen durchaus stattlichen Exemplare der UL-Fraktion – die Zeiten, in denen sie als mit Stoff bespannten Klappergestelle daherkamen, sind rum – kann der Laie nicht immer auf den ersten Blick von „richtigen“ „Echo“-Klasse-Maschinen unterscheiden. Höchstens an ihrer Kennung, also am “M” im “Nummernschild”. Sie sind optisch inzwischen genauso ansprechend und genauso schnittig designed wie ihre großen Brüder (und Schwestern), haben aber deutlich weniger Durst. In Zeiten explodierender Spritpreise ist das schon ein gewichtiges Argument.
Das Catering an diesem ereignisreichen Tag war optimal organisiert, die Besucher konnten von an Brauerei-Garnituren angesiedelten Sitzplätzen im Schatten des Towers bei Curry-, Brat- und Rindswurst mit Pommes und dem ein der anderen kühlen Drink bequem dem Geschehen am Boden und in der Luft folgen. Von dem, was an Flüssigem über die Tresen wanderte, der Verkaufserlös geht anteilsmäßig an ukrainische Flüchtlinge.
Und es waren auch ein paar ganz rare und sonst ehr selten zu bewundernden Tragflächen-Boliden angereist, um in Folge in einer imposanten Dreierreihe in Reih und Glied Aufstellung zu beziehen. In die Phalanx reihte sich auch Walter Eichhorn mit seiner schnittigen Extra 330 LT ein. Der Mann, einer der ganz Großen und schier unverwüstlichen Figuren der europäischen Luftfahrt-Szene, verzichtete auf einen sonst für ihn üblichen rasanten Überflug, was ihm vermutlich schwer fiel. Solche Luftnummern waren nämlich im Genehmigungs-Prozedere für diese Veranstaltung nicht vorgesehen. Der Mann wird am 20.Juli 86, aber irgendwie nicht älter.
Und sein Junior Toni ließ sich auch nicht lumpen und landete mit seiner 518 Sachen schnellen und vom französischen Militär ausgemusterten TB-30 „Epsilon“. Der Umschüler war pünktlich, was auf viele Flüge seines Arbeitgebers, der Lufthansa, ja derzeit nicht unbedingt zutrifft. Umschüler deshalb, weil der Flugkapitän, bislang mit einem A 320 am europäischen Himmel unterwegs, aktuell dabei ist, sich mit einer Boeing 747 („Jumbo”-Jet) anzufreunden, mit der er auf dem linken Sitz weltweite Destinationen bedienen soll. Neben den beiden passionierten Überfliegern waren Kameraden und Freunde aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland gekommen, um sich selbst und die Fliegerei zu feiern. „So“, bemerkte ein Beech-Pilot aus dem sächsischen Großrückerswalde treffend, „lässt es sich aushalten“. Da gab es keinen Widerspruch.
„Wer einmal die Welt durch die Tragflächen eines Doppeldeckers gesehen hat, wird nie wieder der gleiche Mensch sein.” (Richard Bach). Im Vordergrund eine moderne UL-Version der legendären B-131 „Jungmann“, die 1934 erstmals abhob.