Von Jürgen Heimann
WhatsDepp ist eigentlich eine prima Sache. Über diesen kostenlosen Instant-Messenger-Dienst, der der klassischen SMS ja nachhaltig den Garaus gemacht hat, kann man mit Freunden, Verwandten und Bekannten fast in Echtzeit kommunizieren – in Wort, und inzwischen auch in Ton und in Bild. Gut, es ist nicht immer ästhetisch, das Gegenüber dabei im Video-Chat auch noch sehen zu müssen. Aber wir sind ja leidensfähig.
Das kalifornische Unternehmen ist ja inzwischen Teil des Meta-Universums (Facebook) und sieht das mit dem Datenschutz nicht ganz so eng wie viele Puristen hierzulande. Da kann es schon mal passieren, dass bis an die Zähne bewaffnete schwarzgekleidete Männer mit Sturmhauben und Gesichtsmasken zu nächtlicher Stunde an die Haustüre hämmern. Weil man am Abend zuvor auf WhatsApp gegenüber einem Freund geäußert hatte, der hässlichen Nachbarin gerne mal eine Atombombe unter dem Hintern zünden zu wollen. Das sind so Schlüsselreizwörter, die bei den Jungs von der National Security Agency (NSA) die Alarmglocken schrillen lassen. Sie informieren über den heißen Draht umgehend ihre deutschen Kollegen, die wiederum ein SEK-Spezialkommando zu einem schicken. Im Hochsicherheitstrakt der JVA in Schwalmstadt ist es aber gar nicht so schlimm wie immer kolportiert wird. Das weiß ich aus Erfahrung.
DeppWhats hat bei allem Komfort aber noch mehr Schattenseiten. Jeder Dödel, der auf Deiner Telefonliste steht, kann Dich anmachen und mit seinem geistigen Output vollmüllen. Oft sind es noch nicht einmal eigene Wort- Audio- oder Video-Kreationen, die einem dann das Smartphone verstopfen. Vermeintlich witzige Dateien (Niveau: Kommt ein Mann zum Arzt…“), die der Absender irgendwo aufgeschnappt und kommentarlos an Dich weitergeleitet hat, poppen da in inflationärer Fülle auf. Zum Brüllen!!
Gut, man kann den Schwachsinn einfach ignorieren, aber der Bekannte (weiß der Himmel, wo ich mir den Vollpfosten eingefangen habe) erwartet eine Reaktion. Ein Smiley oder Emoji (hochgereckter Daumen, Grinsebacke, als Steigerung eine solche mit Lachtränen in den Augen) als prompgtes Feedback stellt ihn zumeist schon zufrieden. Wahrscheinlich hat er die spröde, phantasielose Komik-Nummer, über die schon Fred Feuerstein und Barnie Gerölleimer in der Steinschleuder-Kompanie gegähnt hatten, an Dutzend weitere Opfer gesendet. Hauptsache, mal was abgesondert. So ein passionierter Multiplikator kann, je nach Größe seines Adressverzeichnis, eine ungeheure Reichweite erzielen. Und ist’s offensichtlich stolz und zufrieden, anderen mal wieder eine Freude gemacht zu haben. Hat er aber nicht!
Man kann die Nervensäge natürlich auch blockieren, dann bleibt man von solchem Sch… verschont. Aber wer will es sich auf diese Tour schon mit allzu vielen verderben. Immerhin besteht ja die theoretische Möglichkeit, dass derjenige welcher irgendwann mal etwas Sinn- oder Gehaltvolles verbreitet. Muss nicht sein, kann aber. Darauf warte ich bei dem ein oder anderen bis heute. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.