Von Jürgen Heimann
Jeder, der sich etwas mit Drucktechnik und den einzelnen Verfahren zu Grunde liegenden (chemischen) Prozessen auskennt, weiß, dass Farbe, egal auf welchem Medium sie verwand wird, verblassen kann. Unter Witterungseinflüssen im Außenbereich sowieso. Und weil das so ist, beobachte ich das Werbeschild, das in der Ortsmitte von Eiershausen exponiert an einem Eisendrahttor angebracht ist, seit Monaten sehr genau. Es sticht jedem, der die Eiershäuser Straße aus Richtung Eibelshausen kommend in Richtung Hirzenhain befährt, im Scheitelpunkt der scharfen Rechtskurve ins Auge und ist gar nicht zu übersehen. Irgendwann, das weiß ich, ist es soweit.
Der Reklameträger kündet von dem breitgefächerten Dienstleistungsspektrum eines Kanalreinigers aus dem feindlichen Hinterland. Ein großes hellblaues „K“, dessen unterer Ausläufer den Namen des Unternehmens unterstreicht und das in Versalien gehaltene Wort KANALSERVICE anführt. Nur mal gesetzt den Fall, dieses Wind und Regen ausgesetzte „K“ würde verblassen und unleserlich werden. Die weiter unten aufgeführten Servicepaket erhielt dann im Detail eine ganz neue Bedeutungsschwere: Rohrreinigung. Rohrsanierung. TV-Untersuchung. Dichtheitsprüfung.
Dafür braucht man noch nicht mal einen Krankenschein oder eine ärztliche Überweisung. Ich stelle mir das gerade bildlich vor. Oh Mann! Da kriegen (nicht nur) solche, deren Ausrichtung etwas jenseits des sexuellen Mainstreams angesiedelt ist, glänzende Augen. Da dürfte die angegebenen Hotline unter Überlast temporär in die Knie gehen. Hier wird Ihnen geholfen! Und das Beste: Es gibt sogar eine 24-Stunden-Betreuung. Darüber haben die heute beim Christopher-Street-Day in Berlin sogar gejubelt. 🙂