Rotorman's Blog

Jäger erschlägt Waschbären mit Holzknüppel
Die Schmerzensschreie der Tiere hallen nach

Gefährlich? Schädlich? Unnütz? Invasiv? Für die Jäger ist der Waschbär „Public Enemy No. One“. Diesem mit viel propagandistischem Aufwand gepflegten Feindbild fielen in der Jagdsaison 2020/21 bundesweit 200.163 „Schupps“ zum Opfer. Sie starben einen sinnlosen Tod. Ihr Fleisch ist ungenießbar, mit dem Fell will sich kein modebewusster Textilträger, der noch klar bei Verstand ist, schmücken. Foto: Pixabay

Von Jürgen Heimann

Die Brandbekämpfer im benachbarten jenseits der Landesgrenze gelegenen Burbach in NRW haben derzeit ein massives Image- und Glaubwürdigkeitsproblem. Nicht alle, aber die aus dem kleinen Ortsteil Wahlbach. Die Florianer hinderten Anwohner daran, einzuschreiten, als der dortige Jagdaufseher zwei hilflose Waschbären brutalst mit einem Holzknüppel erschlug. Die Schmerzensschreie der gepeinigten Tiere werden ihnen noch lange in den Ohren klingen. Ereignet hatte sich dieses Drama bereits Ende September. Aber es wird für den Keule schwingenden Killer noch ein juristisches Nachspiel haben. Der Verband „Wildtierschutz Deutschland“ hat gegen ihn über seine Anwältin Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Siegen wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet. Demzufolge dürfen keine Wirbeltiere ohne zwingenden Grund (ein solcher lag auch nicht vor) getötet werden, und auf diese Weise schon mal gar nicht.

Die Anwohner, aufgeschreckt durch Tierlaute, hatten die Leitstelle Siegen selbst alarmiert. Sie vermuteten, dass im Fallrohr ihres Hauses Tiere feststecken würden und sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien könnten. Tatsächlich entdeckten die wackeren Wehrleute solche aber in der Biotonne: zwei Waschbären, der eine bereits ziemlich geschwächt, der andere putzmunter. Die Zeugen boten an, die Wildtierhilfe in Dillenburg-Oberscheld  einzuschalten, die sich der Raccoons annehmen könnte. Ein Vorschlag, den die mit zwei Einsatzfahrzeugen und einem Privatauto angerückten Brandschützer aber harsch zurückwiesen. Sie verständigten stattdessen den Jagdpächter, der bei seinem Eintreffen keinen Hehl daraus machte, die „Beute“ töten zu wollen. Und der Ankündigung auf  entsetzliche Weise Taten folgen ließ.

Der pflichtversessene  „Naturschützer“ mit dem grünen Abitur klemmte erst den schwächeren der beiden gefangenen Buschschwänzigen zwischen Tonnenrand und Deckel ein und prügelte dann so lange auf sein wimmerndes Opfer ein, bis es sich nicht mehr bewegte. Dann brachte er den anderen „Schupp“, der sich noch hatte befreien können, aber nur wenige Meter weit kam, auf die gleiche Art und Weise zur Strecke. Was für ein Held! Sollte er letztendlich dafür rechtskräftig  verurteilt werden, würde das seine Opfer auch nicht mehr zum Leben erwecken, aber es wäre eine Genugtuung für alle jene, die noch zu Empathie  gegenüber dem Mitgeschöpf fähig sind. Und hoffentlich eine Warnung für alle, die sich so gerne als Herren (und Damen) über Leben und Tod aufspielen. Und davon gibt es viel zu viele in unserem Land.

Die unrühmliche Rolle der Feuerwehr in diesem Fall lässt sich auch nicht durch dilettantische und hilflose Rechtfertigungsversuche auf ihrer Facebook-Seite kaschieren. Der Autor der unglücklichen Zeilen verstieg sich sogar noch zu dem Hinweis, dass er und die Seinen in der Rettung von Tieren  neben der Rettung von Menschen ja ihre zweitwichtigste Aufgabe sehen würden. War das jetzt Zynismus, oder war das jetzt Dummheit? Der Shitstorm, der daraufhin blies, war auf jeden Fall gerechtfertigt. Um dem zu entgehen, schränkten die taffen und sich völlig missverstanden fühlenden Retter und Helfer aus Wahlbach die Kommentarfunktion auf ihrer Seite ein.

„Wir beobachten eine zunehmende Verrohung gegenüber Waschbär und Co“, sagt Lovis Kauertz, der Vorsitzender der bundesweit agierenden Organisation „Wildtierschutz Deutschland“. Das habe auch seinen Grund darin, dass die EU diese Spezies ebenso wie Nutrias und Nilgänse auf die Liste der invasiven Arten (IAS = Invasive Alien Species) gesetzt habe. Daraus leiten bestimmte Kreise, insbesondere die Jäger, Ansporn und Verpflichtung ab, diesen vermeintlich unnützen oder schädlichen Tieren, wie und womit auch immer und mitunter mit grausamsten Methoden,  nachstellen zu dürfen und zu müssen. Weite Teile der Medien tun ein Übriges, die stigmatisierten Kreaturen als böse und gefährlich darzustellen. Diesem Wahn fielen in der Jagdsaison 2020/21 bundesweit 200.163 „Schupps“ zum Opfer. Sie alle starben einen sinnlosen Tod. Ihr Fleisch ist ungenießbar, mit dem Fell will sich kein modebewusster Textilträger, der noch klar bei Verstand ist, schmücken. Zu welchen Auswüchsen und Verwerfungen das seitens unserer Nimrods so „liebevoll“ gepflegte Feindbild  mitunter führt, zeigt das Beispiel Burbach.

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