Davon können andere Anbieter nur träumen. Mit einer Auslastung von 99,9 Prozent haben die Fuldaer Theater-Macher um Produzent Peter Scholz die Spielzeit 2017 abgeschlossen. Der dortige vom 14. Juni bis 27. August währende Musicalsommer war zwar wieder relativ kurz, aber ereignis- und erfolgreich. “Der Medicus” sollte sich auch im zweiten Jahr in Folge als Publikumsmagnet erweisen. Besucher aus allen Teilen Deutschlands strömten in die osthessische Bischofsstadt, um sich vorübergehend in den Orient transferieren zu lassen. Ibn Sina, der große Heiler, kurierte sie alle. Nebenbei auch die Fremdenverkehrsbranche. Die Gäste- und Übernachtungszahlen sind explodiert, seit die Spotlight-Musical GmbH im Schlosstheater für volle Ränge sorgt.
In Ibn Sinas Praxis sind die Lichter zwar erst einmal ausgegangen, aber 2018 packt der Doc sein OP-Besteck hier wieder aus. Vom 14. Juli bis 11. August kommenden Jahres bittet der Sauerbruch aus Isfahan erneut zur Sprechstunde, lässt aber erst einmal der “Päpstin”, einem weiteren Erfolgsstück aus dem Spotlight-Portfolio, den Vortritt. Der weibliche Pontifex nimmt zwischen dem 15. Juni und dem 7. Juli auf dem Heiligen Stuhl in der hiesigen Schlossstraße Platz. Beide Inszenierungen basieren auf gleichnamigen literarischen Weltbestsellern, denen von Noah Gordon und Donna W. Cross. Der Kartenvorverkauf läuft inzwischen schon auf vollen Touren. Vor allem viele Wochenendvorstellungen sind schon so gut wie ausverkauft. Und dann gibt es vom 18. August bis 2. September auch ein Wiedersehen mit den Piraten der Schatzinsel.
Der Andrang ist ungebrochen
60.876 Zuschauer hatten dem Medizinmann in diesem Jahr beim Zusammenflicken seiner Patienten zugesehen. Das waren zwar in Summe etwas weniger als im Vorjahr (70.000), was aber an seine Ursache in der im Vergleich zu 2016 reduzierten Anzahl der Shows hatte. “Der Medicus” war die bislang aufwändigste Spotlight-Produktion und im Vergleich zur Erstlingsversion noch einmal in wesentlichen Punkten überarbeitet worden. Was dem Stück nicht zum Nachteil gereichte. Im Gegenteil. Es hat dadurch noch einmal deutlich an Fahrt, Stimmigkeit und inhaltlicher Dichte zugelegt. Das Erzähltempo ist höher, und zwei zusätzliche Songs hat der Komponist auch spendiert. Die Produktion lebt nicht nur von den packenden Melodien eines Dennis Martin, der sich in den vergangenen Jahren in die Champions League der etablierten Musical-Komponisten hochgearbeitet hat. Auch nicht ausschließlich von der stimmigen, einfallsreichen Regie eines Holger Hauer oder der kreativ-turbulenten Choreografie von Kim Duddy.
Wenn die Päpstin in die Sprechstunde kommt
Das alles nutzt nix, wenn das Ensemble schwächelt. Und das tat es in Fulda definitiv nicht. Eine hochmotivierte junge und ambitionierte Cast hauchte dem bunten, emotionalen Epos pralles Leben ein. Und da war vor allem “Alt”-Meister Reinhard Brussmann, der als genialer Heilkundler Ibn Sina den größten und nachhaltigsten Eindruck hinterließ. Der Österreicher gilt in Fulda längst als Joker, nicht erst, seit er im 2004 uraufgeführten Spotlight-Erstling “Bonifatius” furios die Titelrolle ausfüllte und die Donar-Eiche fällte. Apropos Missionar: “Boni” kommt wieder, größer und opulenter als jemals zuvor. Das Stück soll im Sommer 2019 mehrmals open-air mit großem Orchester auf dem hiesigen Domplatz aufgeführt werden. (jh)