Rotorman's Blog

Versenkt die Nimitz! Rasanter Skydive-Spaß
zwischen Heißluft, Buttercreme und Oxygen

Buttercreme

Süßer Gruß: Da achten wir mal nicht auf die schlanke Linie. Kalorienbombe nach dem Jubiläumssprung. Die zu servieren, scheint dem Kollegen richtig Spaß zu machen. Foto: Sven Vollert

Von Jürgen Heimann

Die von der Decke der geräumigen Flugzeugkabine herabbaumelten Beatmungsschläuche erinnerten ein klein wenig an das Innere eines Notarztwagens.  Im weitesten Sinne traf es das auch, nur dass die vermeintlichen Patienten quietschfidel  waren und sich im Vollbesitz aller ihrer geistigen und körperlichen Kräfte  befanden. Zumindest behaupteten sie das von sich selbst. Aber besondere Maßnahmen erfordern nun mal besondere Vorkehrungen. Wie in diesem Falle. Ab einer bestimmten Flughöhe kann ein zusätzlicher „Schluck“ aus der Sauerstoffpulle nämlich nicht schaden. Der Verzicht auf einen solchen  in Flugzeugen ohne Druckkabine schon.  Deshalb war für ausreichend Oxygen-Reserven gesorgt. Da fühlt man/frau sich doch gleich schon viel besser und schlägt der ansonsten drohenden Hypoxie ein Schnippchen.    Die High-Level-Absprünge aus 6.000 Metern über Breitscheid zählten deshalb nicht nur ihrem  Namen nach zu den Höhepunkten der traditionellen, an Ereignissen nicht gerade armen, neudeutsch „Sommer-Boogie“ genannten  Sprungwoche.  Dazu hatten die hiesigen Skydiver  Verstärkung von Kollegen aus ganz Deutschland und dem benachbarten europäischen Ausland erhalten. Acht Tage konnten die Luftsportler exzessiv aus dem Vollen schöpfen.

Das volle Programm:  Wingsuit, Sunrise, Freeflying

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Unterrichtsstunde in 4.000 Metern Höhe. Zwei Sprunglehrer sind immer dabei, wenn der Schüler (oder die Schülerin) erste Gehversuche zwischen Himmel und Erde unternimmt.Foto: Marcel Leicher

Hüpfer Absprünge aus Heißluftballonen – für jeden  passionierten Sportspringer ein ganz besonderes Erlebnis – zählten ebenso dazu  wie Sunrise-Sprünge, Wingsuit-Fliegen, Free-Flying oder Formations-Wettbewerbe. Fortbildungs- und Anfängerkurse ergänzten die rasante Agenda, während es der  personell aufgestockten Tandem-Crew des Vereins  auch nicht gerade langweilig wurde. Ein im wahrsten Sinne des Wortes ständiges Auf und Ab – beginnend beim ersten Hahnenschrei  und erst dann endend, wenn sich die Sonne weit im Westen schlafen legte. Vereinzelte  Regenschauer zwischendurch erforderten  hin und wieder Zwangspausen, aber letztendlich lieferte das Wetter keinen Grund dafür, mit dem meteorologischen Schicksal zu hadern.

Sauerstoff

Sauerstoff:
Ausgehfertig: Die „Supervan“ ist bereit für den High-Level-Flug. Bei einer Absprunghöhe von 6.000 Metern brauchen die Skydiver Sauerstoff. Foto: Sven Vollert

Einen schönen Eindruck vom tubulenten Geschene zwischen Himmel und Erde vermittelt dieses Video von Stefan Gessner:

Summerfest 2016 at Skydive Westerwald / Load organizing with Antonio Aria from Stefan on Vimeo.

 Süße Versuchung: Tief fliegende Buttercremetorten

Dass ab und an auch die ein oder andere Buttercremetorte durch den unteren, erdnahen Luftraum segelte, war einer alten und liebgewonnen Tradition der Springer geschuldet. Knackt einer von ihnen eine bestimmte Marke an Sprüngen, gibt es von den Kameraden  Süßes, nicht Saures – mitten ins Gesicht. Tortenschlachten dieser Art gehören zu den unabdingbaren Ritualen auf jeder „Drop-Zone“.  Aber da wären der merkwürdigen Gepflogenheiten und obskuren Spielchen noch mehr.  „Hit & Chuck“ nennt sich eines davon.  Das Reglement erschließt sich einem Außenstehenden nicht auf den ersten Blick.

Warten

Warten auf den „Bus“: Der ist schon im Anflug. Foto: Sven Vollert

Die „Spieler“ hechten aus relativ geringer Höhe (1200 Meter)  aus dem Flugzeuge und aktivieren umgehend den Schirm, um dann in steiler Fahrt  eine am Boden platzierte Flasche Bier anzuvisieren. Derjenige gewinnt, der sich den Inhalt der Pulle am schnellsten einverleibt hat. Gestoppt wird die Zeit zwischen ersten Bodenkontakt und Vollzug. Ein Riesenspaß zum Abschluss eines Sprungtages.  Und seit dem vergangenen Jahr gibt es bei den Breitscheidern Himmelstauchern noch eine neue Gaudi-Variante: den Nimitz-Boogie.  Das ist eine verschärfte Modifikation des  beliebten Spiels  „Schiffe versenken“.

Angriff auf die US Nimitz

Pool

Knapp vorbei ist auch daneben. Den kleinen Pool mit der Mini-Nimitz zu treffen, war gar nicht so einfach. Da hatte sich selbst Vorjahres-Champion Steve Chlebusch etwas verschätzt. Foto: Sven Vollert

Ein maßstabsgerecht verkleinertes  Modell des dienstältesten US-Flugzeugträgers dümpelt in einem mit Wasser gefüllten Kinderpool auf den Wellen. Es gilt, den „Pott“ beim Landen genau zu treffen und möglichst zu versenken.  Das war in diesem Jahr schon nach relativ wenigen Versuchen der Fall.  Matthias Kraft  schickte den Kahn auf den Grund. Sturmreif geschossen  hatte diesen zwar kurz zuvor bereits  ein Schweizer Kollege, doch auch hier galt: „The Winner Takes It All. Weil Kraft (durch Freude) in Folge auch das  Bierbuddel-Championat für sich entscheiden konnte, war die Entscheidung der Jury unanfechtbar.  Der “Matze“ ist halt ein echtes Multitalent….

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Vogelmensch: Mit ausgebreiteten Schwingen Mutter Erde entgegen. Das Wingsuit-Fliegen gewinnt auch in bzw. über Breitscheid immer mehr Anhänger. Foto: SKydive Westerwald

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