Als Fotoatelier dienen ihnen Wald und Feld, Steppe und Savanne, Bachlauf, Sumpf und Dschungel. Auf das, was dort kreucht und fleucht, auf die Bewohner dieser so unterschiedlich strukturierten Lebensräume, hatten es die Männer mit ihren teils waffenscheinpflichtig großen Kameraobjektiven abgesehen. Und ihnen ist bei ihren Expeditionen vor der eigenen Haustüre und in aller Welt gar manch erlesener (Schnapp-)Schuss geglückt.Einen kleinen Teil ihrer umfangreich-ergiebigen (Pixel-)Ausbeute zeigten die Motivjäger im Rahmen der 3. Ulmtaler Naturfotonacht auf dem Freigelände des Landhauses “Hui Wäller” in Greifenstein-Beilstein. Projiziert auf eine Großleinwand, präsentiert in Multivisionstechnik, garniert mit Videoeinspielungen und Originaltönen, arrangiert als aufwändige, visuelle Erlebnisreise durch Flora und Fauna und inszeniert als lichtdurchflutete Verbeugung vor der Genialität der Schöpfung mit all ihren offensichtlichen und verborgenen Wundern, wollten die Referenten den faszinierenden (Arten-)Reichtum von Mutter Natur aufzeigen, aber auch dessen akute Bedrohung durch den Menschen. Das ist ihnen gelungen.
250 Besucher hatten den Weg zu diesem eindrucksvollen Outdoor-Festival gefunden. Das Wetter spielte Gastgebern und Gästen dabei zunächst in die Parade, auch wenn die Temperaturen nach Einbruch der Dämmerung doch schon empfindlich nach unten sackten. Wohl dem, der sich in weiser Voraussicht mit dicker Kleidung und einer wärmenden Decke versehen hatte.
Als Veranstalter des Abends zeichneten sechs Lichtbildner aus der Region verantwortlich, die sich locker in der Arbeitsgemeinschaft mittelhessischer Naturfotografen zusammengeschlossen haben: Helmut Weller (Ehringshausen-Daubhausen), Dr. Siegmar Bergfeld (Braunfels), Günter Zarbock (Wetzlar), Martin Magnus (Hüttenberg), Siegbert Werner (Breitscheid-Medenbach) und Uwe Schäfer (Eschenburg-Eibelshausen).
Bilderreise durch vier Kontinente
Letzterer hatte sich im Revier des Eisvogels umgesehen, und das liegt für ihn quasi gleich nebenan. Ihm gelangen brillante Aufnahmen dieses farbenprächtigen Gesellen. Sein Kollege Siegbert Werner kann den Finger sowieso nicht vom Auslöser lassen, erst recht nicht, wenn er (wieder einmal) in Umgarn unterwegs ist. Helmut Weller hingegen holte zum feucht-nassen Rundumschlag aus. Der Ortsteil-Ehringshäuser zeigte auf, wie bedeutend die heimischen Gewässer als Lebensräume für Tiere und Pflanzen sind. Er illustrierte das nicht nur mit seinen eigenen bestechenden Fotos, sondern bediente sich dazu auch im Fundus seiner Freunde.
Martin Magnus fühlt sich im peruanischen Regenwald wie zu Hause, was man seinen Bildern auch ansah, während Günter Zarbock in den Nationalparks der USA einzigartige Impressionen eingefangen hatte. Dr. Siegmar Bergfeld schließlich orientierte sich gen Afrika. Im Süden des schwarzen Kontinents hatte er aus dem Vollen schöpfen können und brillante Aufnahmen auf die Chips seiner Kamera gebannt. Die Zuschauer wähnten sich mittendrin in diesen einzigartigen und so abwechslungsreichen Landschaften
Jeder Referent hatte (nur) 15 bis 20 Minuten Zeit für seinen Vortrag. Und so wurde es nie langweilig. Zumal hinter (fast) jedem Foto ja auch eine eigene Geschichte steckte, die zu erzählen es die vortragenden Fotografen natürlich drängte. „Every Picture tells a Story“ hatte schließlich schon 1971 der olle Rod Stewart ins Mikro gekrächzt. Komische, tragische, spannende, authentische, emotionale, bewegende, aufrüttelnde, dramatische, aparte und ästhetische Bilder, per Klick eingefrorene Momentaufnahmen, bei denen Mutter Natur Regie führte und der Fotograf allenfalls stiller, staunender Beobachter ist. Mal offenbaren sich die Motive wie auf dem Präsentierteller, meist muss man sie jedoch (mühsam) suchen, oder ein Auge für ihre Besonderheiten haben. Wissen, wo sie sich verbergen, wo und wie sie ihren Reiz und ihren bezaubernden Charme offenbaren. Da braucht es viel Geduld und einen geschärften Blick. Dass der Mensch dabei ist, dieses Füllhorn prallen Lebens zu vernichten oder ihm durch Sorglosigkeit oder Gewinnstreben die Existenzgrundlage zu entziehen, ist unverständlich.
Es war ein mit vielen Hinguckern angereicherter Abend, dicht an der Schwelle zur visuellen Reizüberflutung. Mehr davon!