Jeder hat so seine Macken. Der eine mehr, der andere weniger. Andernfalls wäre es ja auch ziemlich langweilig auf diesem Planeten. Von solchen „Lattenschüssen“ kann sich niemand gänzlich frei sprechen. In der Mehrzahl der Fälle gibt’s sogar bei Ratiopharm das passende Gegenmittel. Beseitigt zwar nicht die Ursachen, lindert aber die Symptome. Viele dieser vermeintlichen, tatsächlichen oder offensichtlichen Ticks sind harmlos und haben in den Augen Außenstehender meist sogar einen gewissen amüsanten Charme. Gebräuchlich sind Bezeichnungen wie Kopf- oder Sockenschuss, Fimmel, Spleen und Meise. Mitunter schwingen da unterschwellig sogar etwas Respekt und Anerkennung mit. Man sagt zwar „Der hat einen Knall“, möchte damit aber eher das Außergewöhnliche des Betreffenden oder dessen, was er tut, herausstreichen. Insofern verkehrt sich die ursprüngliche Bedeutung dieser Formulierung ins Gegenteil und wird semantisch auf den Kopf gestellt.
Anderes Beispiel: „Das ist ein ganz schwerer Mann“. Damit ist nicht gemeint, dass derjenige welcher etwa horizontal benachteiligt ist, unter Körpermumps leidet, auf der falschen Seite der Ernährungstabelle steht oder, so er die Digitalwaage erklimmt, zwangsläufig die Warnung „Bitte nur einzeln betreten, nicht in Gruppen“ aufblinkt. Normalerweis gilt ja: Wie man sich füttert, so wiegt man. Aber hier geht es im positiven Sinne darum, den Adressaten einer solchen Einstufung als Schwergewicht auf seinem ureigenen Gebiet zu outen. Aber das sind die Ausnahmen.
Der Volksmund zeigt sich bei seinen Wortschöpfungen recht kreativ. Er war und ist ziemlich erfindungsreich darin, Mitmenschen, die nicht ganz der Norm entsprechen und/oder sich beim Nachdenken vom Pech verfolgt sehen, die Schelle anzuhängen und der Lächerlichkeit preis zu geben. Die Möglichkeiten, jemand zu charakterisieren, der mental vielleicht nicht unbedingt zu den Speerspitzen der Geisteswissenschaften gehört und deshalb die Nominierung für das Olympiateam der zerebralen Inkontinenzler (nur) knapp verpasst hat, sind ihrer inflationären Unendlichkeit immens. Einfach zu sagen, dieser und jener sei verrückt oder gar dumm und einfältig, wäre viel zu profan. Stattdessen werden allegorische und synonyme Fantasien in ungeheurem Ausmaße freigesetzt. Derjenige gewinnt, der beim Metaphern-Mikado „reversiv-prävalenze Endrophin-Inkompatibilität“ zuerst mit Doppel-AA schreibt. Womit der Beweis erbracht wäre, dass das Leben nach dem Hirntod weiter geht.
Fehlende Tassen im undichten Schrank
„Nicht mehr alle Tassen im Schrank haben“ ist eine gebräuchliche Formulierung. Wobei mit Tasse in diesem Fall nicht das gleichnamige Trinkgefäß gemeint ist. Die Wendung leitet sich vielmehr von dem jiddischen Wort “Toshia“ ab, was so viel wie Verstand bedeutet, den der Betreffenden halt nicht mehr in Gänze beisammen hat. Der Redensart „Nicht mehr ganz dicht sein“ wiederum liegt ein direkter Vergleich des Oberstübchens mit einem lecken Dach zu Grunde. Anders ausgedrückt: Das Hirn ist porös und der Besitzer verzapft Blödsinn oder veranstaltet solchen. Richtig „dicht“, wenn auch in einem ganz anderen Sinne, sind hingegen Betrunkene. Weil bei denen kein Tropfen Alkohol mehr rein passt…
Wer andere krass, verschroben, blöd oder abgedreht findet, kann dies auf vielfältige Möglichkeit zum Ausdruck bringen. Auf die direkte Art oder durch die Blume. Poetisch-verklärt, freundlich verpackt, allegorisch geschmückt, verhalten oder schonungslos. Da sind der kreativen sprachlichen Innovation keine Grenzen gesetzt. Man sollte aber stets dran denken: Wer selbst im Glashaus sitzt, sollte sich im Dunklen ausziehen! Man könnte versuchen, etymologisch zu er- und begründen, wo diese Vergleiche herrühren. Das würde sicherlich Stoff für Tausende von Dissertationen liefern. Wäre doch mal eine dankbare Aufgabe. Eine kleine Auswahl:
Mit Maggi geduscht und mit Nutella geschminkt
„Man“ ist beknackt, durchgeknallt, oder halt neben der Spur, hat einen an der Waffel oder eine Beule im Bart, hört den Knall nicht mehr oder hat nicht alle Latten am Zaun. Andere wiederum sind am Limit, unterbelichtet oder gehirnblond, verstrahlt, grenzdebil, zu heiß gebadet und nicht von dieser Welt. Es sind Hohlquatscher, die nicht alle Steine auf der Schleuder haben, von der Muffe gepufft oder mit der Nähmaschine geimpft sind. Diese Kirschkern-Tätowierer haben nicht mehr alle Enten im Rennen, sind mit dem Klammerbeutel gepudert oder als Baby durch den Pullover gestillt worden. Einige haben auch mit Maggi geduscht, einen an der Klatsche, nicht mehr alle Nadeln an der Tanne oder schminken sich mit Nutella. Sie haben einen nassen Hut auf, putzen sich die Zähne mit Hämorrhoidensalbe oder haben einen Getriebeschaden. Weil: Künstliche Intelligenz ist allemal besser als natürliche Dummheit.
Andere wiederum klagen über einen (zu) großen Sprung in der Schüssel, haben nicht mehr alle Gurken im Glas, geschweige denn Latten am Zaun. Auch ist bei diesen hyperkinetischen Gesichtselfmetern eine Schraube locker, wenigstens. Zumeist sind es aber gleich mehrere. So wie bei jener Frau, die unmittelbar nach dem Tod ihres Gatten völlig überraschend Witwe geworden war. Auch sind deren Bembel im Schrank längst nicht mehr vollzählig. Da gibt es Leute, die sind „hohl wie eine Bassgeige“ oder auch so überflüssig wie ein Sandkasten in der Sahara. Sie haben einen Webfehler, schnallen nix, jodeln neben der Spur oder reisen als Schwarzfahrer erster Klasse mit der intellektuellen Schmalspurbahn.Und bei ihnen nadelt ab und an auch schon mal der Gummibaum, wenn sie nicht gerade ihre Seerosen gießen. Man hat sie mit einem Riegel Milky Way von der Müllhalde gelockt und ihnen als Kleinkind ein Kotelett um den Hals gehängt. Wenigstens der Hund sollte mit ihnen spielen. Wir begrüßen sie mit „Schön, das Du da bist und nicht hier!“
Borderliner oder Kayalstift?
Andere geistige Tiefflieger ziehen sich die Hose mit der Kneifzange an oder gurgeln mit WC-Steinen. Diese kognitiven Dissonanzler sind brauchbar wie ein Messer ohne Klinge, bei dem auch noch der Griff fehlt, und sie halten einen Borderliner für einen Kayalstift. Sie können noch nicht einmal eine Briefmarke unfallfrei aufkleben, haben ihren CO-2-Ausstoß halbiert – auf CO-1 – und müssen einst in der Vulkaneifel aus einem Krater geklettert sein. Sie zerbrechen sich den ganzen Tag den Kopf darüber, wie Designerstühle aussehen müssten, wenn wir Menschen die Kniekehlen vorne hätten und können sich nicht entscheiden, ob ein Zebra nun weiß mit schwarzen Streifen, oder schwarz mit weißen Steifen ist. Die Frage, was ein Einarmiger im Second-Hand-Shop zu suchen hat, ist für sie von existentieller Relevanz.
Schmaler Grat zwischen Genie und Bulimie
Das sind genau solche Experten, die ihren Rechner auf den Fußboden stellen, damit er nicht abstürzt. Und sie halten Speicherplatz für eine freie Stelle auf dem Dachboden. Alle fünf Sinne haben sie aber trotzdem beisammen: Blödsinn, Schwachsinn, Stumpfsinn, Unsinn und Wahnsinn. Apropos PC: Da hat einer von ihnen unlängst doch allen Ernstes als Geburtstagsgeschenk für seine Mutter einen Computertisch aus der Barockzeit gesucht. Je leerer der Kopf, desto leichter nickt es sich ja. Diese Katastrophen-Freaks sind entweder bei einem verunglückten Genexperiment entflohen, oder gelten als personifizierte Rache Gottes für den Wegfall des Buß- und Bettages. Wie dieser militante Tierschützer, der noch nicht mal Pudelmützen trägt. Da ist die Grenze zwischen Genie und Bulimie fließend. Und der graue Star war der einzige Promi in ihrer Familie.
Und selbst bei einer Glastür spannen diese Menschen, die von Tag zu Tag hässlicher werden und heute schon so aussehen wie übermorgen, noch durchs Schlüsselloch. Oft, nicht immer, sind es ästhetische Sollbruchstellen, die sich mit der Klobürste kämmen und ihre Suppe mit der Kombizange löffeln. Sie sitzen auf dem Fernseher und gucken Sofa, klauen Freibier oder stolpern über die Leitungen schnurloser Telefone. Nordkap ist für diese Klientel der norwegische Ausdruck für Mütze. Das Wissen verfolgt sie, aber sie sind natürlich schneller. Dank ihrer ausgeprägten intuitiven Redunanz und ihrer oxymoronischen Allgemeinblendung knacken sie die komplexesten Kreuzworträtsel in Rekordzeit. In der jüngsten Ausgabe der “Frau im Spiegel” wurde nach einem österreichischen Wort für den Begriff Anti-Depressiva gefragt. Zehn Buchstaben. Die Lösung: Klagenfurt. Aber solche Leute halten Mo(o)skau schließlich auch für ein vegetarisches Gericht…
Passbilder mit Google Earth
Einige von ihnen haben ob ihrer olfaktorischen Qualifkationen als Geruch auf einem Fischkutter angeheuert, verfügen ob ihrer Körperfülle über eine eigene Postleitzahl und haben, welch Verschwendung, zwei Gehirnzellen, die aber nichts voneinander wissen. Sie sind flüssiger als Wasser, nämlich überflüssig, und außerdem einzigartig, was zumindest der Rest der Menschheit inständig hofft….
Es sind Zeitgenossen, die einst die Aufnahmeprüfung in der multilingualen Krabbelstube versiebt haben, zum Duschen die Feuerwehr rufen und ihre Passbilder mit Google Earth machen, derweil der neuronale Kabelbrand in ihrer Kaffeekasse munter weiter schwelt. Ihr Kopf auf einem Blitzableiter, und jedes Gewitter würde einen Umweg machen! Von klein auf intelligenzmäßig unter Quarantäne gestellt, fehlt diesen Leuten im Grunde ja nix; sie haben nur die letzte Tollwutimpfung geschwänzt. Die Poolposition im Idioten-Grand Prix ist ihnen aber allemal sicher – auf Lebenszeit. Und, Least, last but not: Sie verwenden das Klopapier beidseitig, weil dann der Erfolg früher oder auf der Hand liegt. Quoquo modo se res habet!