Rotorman's Blog

Großer Andrang auf der „Dropzone“ Breitscheid
Fallschirmpacken im Akkord für gute Zwecke

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Point of no Return: Zu spät für einen Rückzieher. Dier rasante „Talfahrt“ beginnt. Über hundert Tandempassagiere hatten sich für den Charity-Event in Breitscheid angemeldet. Foto: Marcel Leicher

Die ersten Tandemschirme hatten sich bereits am zeitigen Freitagvormittag in luftiger Höhe über der Breitscheider „Hub“ im Wind gebläht. Den Start der dreitägigen Charity-Aktion hatten die Breitscheider Fallschirmsportler kurzerhand um einige Stunden vorverlegt. Anders wäre das Pensum auch nicht zu schaffen gewesen. War es auch so nicht. Weit über hundert Voranmeldungen verhießen ein intensives „arbeitsreiches“ Wochenende.
Den Passagierpiloten des Vereins und dem Bodenpersonal war insofern kaum eine Verschnaufpause vergönnt. Sie hatten es ja auch nicht anders gewollt. Zum dritten Male in Folge packten die Skydiver ihre „Ranzerl“ für den guten Zweck bzw. die guten Zwecke. Der Reinerlös der Aktion war zu gleichen Teilen für die „Bärenherz“-Stiftung und das Hilfswerk „Fly & Help“ ausgelobt. Und dafür  kann man/frau sich schon mal in die Gurte hängen und zur Decke strecken.

Jauchzen am Himmel

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Adrenalinspaß mit Annick: Annick Heijboer ist eine der ganz wenigen Frauen, die am deutschen Himmel als Tandemmasterinnen unterwegs sind. Hoch über Breitscheid nimmt sich die junge Dame hin und wieder auch einen Kerl vor die Brust. Foto: Marcel Leicher

Zur Standard-Euphonie auf der „Dropzone“ Breitscheid gehören bei derartigen Gelegenheiten neben dem Heulend der Turbine, dem Sound der anderen auf dem Verkehrslandeplatz startenden und landenden Flugzeuge und den Hardrock-Klängen aus der Lautsprecheranlage des Manifestes vor allem das Jauchzen der Tandempassagiere, das sich meist noch einmal kurz vor der Landung Bahn  bricht.  Der unüberhörbare von Adrenalin beflügelte Beweis dafür, dass es diesen ganz offensichtlich Spaß gemacht hat. Und so soll es ja auch sein. Was zuvor weiter oben, in 4000 Metern Höhe, an diesbezüglichen Euphorie-Lauten zu hören war, wissen nur der Tandemmaster und sein Passagier allein.
4000 Meter über Grund, das ist der Punkt, an dem es (meist) kein Zurück mehr gibt, an dem sich die Ausstiegsluke des Absetzflugzeuges öffnet und sich der Gast entscheiden muss, ob er tatsächlich über seinen eigenen Schattens springen will. In der Regel will er das. Eine Minute freier Fall bei Vertikaltempo 200, das ist eine Grenzerfahrung, von der man/frau in Folge noch lange zehrt. Und ein Freifallkameramann hält diese intensiven Augenblicke auf Wunsch für die Nachwelt fest.

Neue Mutprobe für den Fly & Help-Präsidenten?

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Ausstiegsperspektiven: Der erste Schritt (ins Nichts) ist getan. Und der Freifallkameramann (links) hat sich schon in Position gebracht. Foto: Marcel Leicher

Reiner Meutsch, der Präsident des global operierenden Hilfswerkes „Fly & Help“, hat das schon hinter sich, nachdem er im vergangenen Jahr den ihm zugedachten Spendenscheck vom Himmel fallend in der Luft entgegengenommen hatte. Dies hatten die Veranstalter von Skydive Westerwald zur Bedingung gemacht. Der RPR-1-Rundfunkmoderator war auch in diesem Jahr vorbeigekommen, um seinen Springerfreunden gutes Gelingen zu wünschen. Er darf für seine soziale Arbeit in der Dritten Welt wieder einer beträchtlichen Zuwendung entgegensehen. Welcher Mutprobe er sich diesmal unterziehen muss, um in den Genuss der Spende zu kommen, ist noch offen. Einfach wird’s aber vermutlich auch diesmal für ihn nicht…
Seit Jahren kooperieren die Westerwälder Skydiver mit der „Bärenherz“-Stiftung und wissen um das schwere Los schwer –oder unheilbar erkrankter Kinder. Deshalb war es ihnen auch ein besonderes Anliegen, den Wunsch eines jungen Krebspatienten zu entsprechen, einmal im Leben den Rausch des freien Falls zu genießen. Die Gelegenheit dafür wollte an besagtem Aktionswochenende genutzt sein. Der Junge wird dieses Erlebnis nie vergessen und war sich nach der Landung sicher: „Das will ic noch einmal machen!“
Vermutlich war dies das letzte Mal,  dass sich die Breitscheider Schirmsportler mit einem fremden, gecharterten Flugzeug behelfen mussten. Um die Aktion nicht zu gefährden, hatten sie sich eine 20 Springer fassende Cessna Caravan gemietet, weil ihr eigene, typengleiche Maschine  in der Werft noch den letzten Schliff bekommt. Das schnittige Luftfahrtgerät hatten sie im Frühjahr aus  Tansania eingeflogen. Es wurde in den vergangenen Wochen für seinen künftigen Einsatz umgebaut und modifiziert und soll in wenigen Tagen erstmals am Westerwälder Himmel kreisen.

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