Rotorman's Blog


In der Frühe aufstehen, in der Späte in die
Heia und einmal wöchlich in die Apothek

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Philosophische Grundsatzdebatte: Inhaltsschwere Dialoge zwischen „Youh“ und „Muss“.

Von Jürgen Heimann

Nicht jeder ist willens oder in der Lage, ernsthaft und auf hohem geistigen Niveau darüber zu sinnieren, ob es ein Shampoo gegen Nikoläuse gibt, wo Purzelbäume wachsen oder ob man auf Nebelbänken sitzen kann. Deshalb kreist die Zufallskommunikation, die sich in der Pause, an der Bushaltestelle oder an der Theke ergibt, auch meist um viel banalere Dinge. Wobei die Verzweiflung, einen Anknüpfpunkt zu finden, allgegenwärtig ist und als treibende Kraft am Anfang jedes bemühten Gedankenaustausches steht.  

Da entwickeln sich dann die spannendsten Dialoge, eingebettet in eine rasende Abfolge inhaltsschwerer Textbausteine und Gedankensplitter. “Und?” – “Youh!” “Alles klar”? –  “Muss!” “Wie geht’s so?” – “Am liebsten gut”. “Und sonst?” – “Mal so, mal so”. “Wie war das Wochenende?” – “Zu kurz!” “Wie geht’s der Frau?” – “Immer so weiter”. “Was gibt’s Neues?” – “Alles beim Alten”. “Was geht ab?” -“Wenig”. “Was machst Du sonst heute noch?” – “Mal sehen”. Womit wir mitten in einer philosophischen Grundsatzdebatte über die existentielle Bedeutsamkeit des Seins wären. Die Diskussion schraubt sich in schwindelerregende intellektuelle Höhen und erreicht Sphären, in denen die geistigen Tiefflieger mit Überschallgeschwindigkeit am Rande der Stratosphäre Loopings drehen.

„Phatische“ Schwätzereien  auf Biegen und Kotzen

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Die vier Wochen sind rum: Ab unter die Brause. Aber wieso mit „Dusch-das“? Eigentlich müsste es dann doch heißen „Dusch Dich!“

Tatsächlich steckt hinter solchen und ähnlichen Fragen meist kein wirkliches Interesse an den Befindlichkeiten des Angesprochenen – hinter dessen Antworten, die ja keineswegs von einem unbändigen Mitteilungsdrang zeugen, aber auch nicht. Allenfalls das Bestreben, die als peinlich empfundene (Funk-)Stille zu durchbrechen. Da möchte man vielleicht nur in Ruhe eine Zigarette rauchen, und da kommt ein Schwätzer daher, der einem ein Gespräch aufzwingen und auf Biegen und Brechen Small-Talk betreiben will. Vermutlich, weil er mal irgendwo gelesen hat, dass diese Spielart der beiläufigen, oberflächlichen “Kommunikation” eine wichtige soziale Funktion erfüllt, auch oder gerade weil sie jeden Tiefgang vermissen lässt. Man nennt das auch “phatische Kommunikation”, “eine Art der Rede, bei der durch den bloßen Austausch von Wörtern Bande der Gemeinsamkeit geschaffen werden sollen”. Ein typisches Beispiel dafür ist die Aussage “das Wetter ist heute aber wieder echt sch…”.

Aus dieser Nummer wieder herauszukommen, ist nicht leicht. Es sei denn, man hätte bereits die rhetorische Einstiegsfrage “störe ich?” konsequent und unmissverständlich mit “nicht mehr als sonst auch” parliert. Was nichts anderes als “Verpiss dich” bedeutet. Aber diese Feinheiten erschließen sich nicht jedem. Und weil das so ist, scheint es oft geboten, mit schwererem Kaliber nachzuladen.

Traumberufe: Sahneschläger oder Freigänger

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Die Frage ist berechtigt: Warum heißt es eigentlich „Apotheke“ und nicht „Apothek“? Wir gehen ja auch in die Diskothek und holen und decken usneren Heimkonobedarf in der Videothek.

“Wie läuft’s?” ist eine beliebte Floskelfrage. Denkbare Antwort: „Lass’ Dir das vom Urologen erklären!“ Und wenn jemand sich erkundigt, was denn so laufe, könnte man ihm empfehlen, auf die Toilette zu gehen und das selbst heraus zu finden. Die (Anmach-)Frage “Kennen wir uns”, beantwortet man am besten mit “Ich hoffe nicht”, wahlweise mit “Ja, aber ich versuche,  es zu vergessen”. Was man denn beruflich so mache? Da gibt es mehrere optionale Antworten. Sie könnten “Sahneschläger”, “Abschmecker in der Klärgrube” “diplomierter Steuerzahler”, “Geruch auf dem Fischkutter”, “Freigänger” oder “Frauenhandel – weiblich” lauten. Man könnte aber auch selbst initiativ werden und mit einer Gegenfrage kontern, dem Spacko aber, weil ja nicht das hellste Köpfchen unter der Sonnenfinsternis, mehrere denkbare Antworten zur Auswahl stellen:: Von Welcher Seite werden Schnitzel serviert? a:) Hochklant? b:) Flach? c:) Von der Gegeneite aus betrachtet?

Ganz übel und nervtötend ist es, das augenscheinlich Offensichtliche noch in eine völlig überflüssige Frage zu kleiden. Wenn jemand tropfnass zur Türe hereinkommt, ist es eigentlich müßig, sich danach zu erkundigen, ob es draußen regnet. Da hilft nur ein “Nein, ich musste nur kurz pinkeln und hatte starken Gegenwind”. Die in der Linienmaschine nach New York beim Nachbarn eingeholte Erkundigung, ob dieser denn auch nach N.Y. fliege, ist genau so dämlich. Antwort: “Keineswegs. Ich springe unterwegs mit dem Fallschirm ab”. Schläfst Du schon? ” Nein ich bin tot. Leg den Kranz hin und lass mich in Frieden ruhen”.

Radwechsel am Straßenrand: „Hatten Sie einen Platten?“ – “Nein, der Reifen atmet gerade aus”. „Bist Du hingefallen?“ – “Nein, ich habe den Boden umarmt”, oder “ich steige immer so vom Fahrrad”. “Hatten Sie einen Unfall?” – “Nein, ich habe meinen Wagen umgekippt, um nachzusehen, ob die Räder sich noch drehen.” „Warst Du beim Friseur?“ –  “Iwo, meine Haare wachsen rückwärts”. „Tut’s weh?“ – “Ich blute nur zum Spaß”. Im Café: “Möchten Sie Ihren Kaffee schwarz?” – “Nee, rosa mit grünen Sternchen und Girlanden unten drin!” “Ein Bier bitte” – “Alkoholfrei?” – “Nehmen Sie auch Spielgeld?” Die Frage, ob man mit einem deutschen Personalausweis nach Istanbul fliegen könne, war wohl auch nicht ganz Ernst oder Paul gemeint. Die Antwort muss aber lauten: “Nein, dafür brauchst Du ein Flugzeug!”

Der Felsvorsprung ist nicht einzuholen

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Steht kurz vor der Markteinführung.

Angeblich gibt es keine dummen Fragen, nur dumme Antworten. Dabei sind dämliche Fragen so alltäglich wie Leute, die behaupten, es gebe keine. Oscar Wilde hingegen vertritt die Meinung, dass es sich immer lohne, eine Frage zu stellen, aber nicht immer, eine solche auch zu beantworten. Manchmal ist das ja auch nicht zweifelsfrei möglich. Ob sich zwei Glatzköpfe in die Haare bekommen können? Haha! Wie viel Volt eine Legebatterie hat? Kann man, wenigstens theoretisch, einen Felsvorsprung noch einholen? Da überlegt man schon, was der andere wohl inhaliert haben könnte…. Laut geäußerte Überlegungen dergestalt, ob man tatsächlich nass wird, wenn frau in geschmolzenem Trockeneis schwimmt, oder warum Unterhemden in der Regel am Oberkörper getragen werden, weisen den Fragesteller als hellwachen, kritischen Geist aus, der die Gegebenheiten nicht nur hinnimmt, sondern nachhakt. Aber er hat sein Pulver noch nicht verschüttet. Warum Wachskerzen denn beim Abbrennen kleiner werden? Wie Stühle aussehen würden, wenn wir die Kniekehlen vorne hätten? Oder was ein Volksvertreter verkauft, wenn Versicherungsvertreter Versicherungen verticken? Scheint sich um einen kleinen politikverdrossenen Scherzbold zu handeln.

Gut, es gibt auch Fälle und Situationen, über die es sich schon lohnt, nachzudenken. Die Frage, warum runde Pizzen in viereckige Schachteln verpackt werden, gehört allerdings weniger dazu. Eher schon, woran man erkennt, dass der Vorrat an unsichtbarer Tinte zur Neige geht, oder warum die “IV” auf römischen Zifferblättern von Uhren meist falsch dargestellt wird, nämlich als “IIII”?  Auch dass es im deutschen Vokabular kein Wort für gestillten Durst gibt, müßte nachdenklich stimmen. Wenn man keinen Hunger mehr hat, ist man ja satt. Aber was denn, wenn man genug getrunken hat????

Eingefleischte Vegetarier fahren jährentlich in den Urlaub

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Masseuse oder Masseurin? Es heißt ja auch Fritteuse und nicht Fritteusin.

Wäre auch zu klären, ob es tatsächlich eingefleischte Vegetarier gibt. Auch danach, ob für Mehrzahl ein Plural existiert, wie lange ein Moment dauert oder ab wie vielen Bäumen der Wald als Wald zählt, wird man ja wohl noch mal fragen dürfen. Und der obere Teil unseres Beins, der Oberschenkel, wundert sich, warum er nicht in Analogie zum Oberarm “Oberbein” genannt wird. Das wäre doch nur logisch. Davon abgesehen: Wir kennen die Frühe, aber für “spät” gibt kein entsprechendes Substantiv. So kann man zwar in der Frühe aufstehen, nicht aber in der Späte in die Heia gehen. Ist schon seltsam. Und warum zieht es uns eigentlich “wöchentlich” in die Sauna? Und nicht “wöchlich”? Schließlich müssen wir ja auch “täglich” zur Arbeit und fahren “jährlich” einmal in den Urlaub, statt das “tägentlich” bzw. “jährentlich” zu tun. Last but not least: Wieso heißt es “die Denke” und nicht “die Dachte”? Wir sagen ja auch nicht “die Spreche”, sondern “die Sprache”.

Und wenn Rapper rappen und Rockstars rocken, was machen dann Popstars? Glücklicherweise gibt es ja für solch kniffelige Fälle den Telefonjoker. Und wenn wir den schon mal an der Strippe haben: Wie schwer wiegt eigentlich ein Hologramm? Der Klugscheißer weiß natürlich auch darauf eine Antwort. Solche dreidimensionalen Darstellungen bestünden aus Licht, und das wiederum aus Photonen. Die aber hätten keine Masse und deshalb auch kein Gewicht. Wieder was gelernt!

Der Käter lässt das Duschen nicht

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Das muss alles noch geklärt werden: Sind Zebras schwarz und haben weiße Streifen, oder ist es umgekehrt? Wieso werden runde Pizzen in viereckigen Kartons ausgeliefert? Ist eine Schildkröte ohne Panzer nackt oder nur obdachlos? Warum wird die römische „IV“ auf Zifferblättern oft falsch geschrieben?

Man könnte auch darüber sinnieren, ob eine Schildkröte nun nackt oder obdachlos ist, wenn sie ihren Panzer verliert. Oder warum die Brausenseife “Dusch das” und nicht “Dusch Dich” heißt. Und was denn bitteschön jetzt das Gegenteil vom Gegenteil ist, darüber streiten sich bis heute nicht nur die Semantiker. Die Sprachgelehrten rätseln, warum es “Apotheke” heißt und nicht “Apothek”. Es kommt ja auch keiner auf die Idee, von einer “Videotheke” oder “Discotheke” zu sprechen. In diesem Zusammenhang wäre es sicherlich auch interessant zu erfahren, warum die Mehrzahl von Kater nicht “Käter” lautet. Man sagt ja pluralistisch auch “Väter”. Bliebe die Masseuse. Sie möchte lieber als Masseurin bezeichnet werden. Dabei sagen wir doch auch “Fritteuse” anstatt “Frittörin”. Dass es sich bei der Frau eines Eskimos um eine Eskimöse handelt, fällt da eher schon in die Kategorie “Flachwitze”.

Ob es in Venedig, Hamburg oder Amsterdam die meisten Brücken gibt, ist hingegen längst geklärt. In der Hansestadt an der Alster. In der zu “Deutschlands Tor der Welt” verklärten Nord-Metropole zählen sie nicht weniger als 2124 entsprechende Übergänge. Da hätte Peter Maffay viel zu tun gehabt… St. Petersburg hat nur 342, Venedig 400, Amsterdam aber immerhin über 1000 Stege. Die Esels- und Zahnbrücken nicht mitgezählt. Und ich dachte bislang, das belgische Brügge wäre Europas Brückenhauptstadt – wegen des Namens.

Sündenfrei für weniger als einen Cent

Und der weltweit erste Münzautomat spendierte gegen einen entsprechenden Obolus weder Kaugummi, Schokolade noch Zigaretten, sondern Wasser. Weihwasser. Das war eine Erfindung des griechischen Ingenieurs und Mathematikers Heron von Alexandria aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. 5 Drachmen kostete die feuchte Symbol-Segnung. Das waren nach heutigem Umrechnungskurs weniger als ein Cent. Erlösung, Sündenbefreiung und Läuterung können so preiswert sein.

Aber in Anbetracht all dieser offenen, ungeklärten Fragen stellt sich schon die alles entscheidende: Können Hirnlose eine Gehirnhautentzündung bekommen?

 

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