Rotorman's Blog

Ein Hauptgefreiter mit kleinen Nüssen
zwischen Hannibal Lecter und der CSU

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„Männlein“, die nicht allein im Wald stehen. Hagebutten sind lecker und gesund – für Mensch und Tier. Foto: Pixabay

Von Jürgen Heimann

Hoffmann von Fallersleben hat sie 1843 in seinem noch heute populären volkstümlichen Kinderlied besungen: “Ein Männlein steht im Walde”. Das Geheimnis, um welches einbeinige und so auffällig gekleidete “Männlein” es sich handelt, wird erst in der letzten Strophe gelüftet: Der Dichter, auf dessen Konto ja auch der Text des Deutschlandliedes geht, hatte damit der Hagebutte ein eingängiges Denkmal gesetzt. Die steht bzw. hängt zwar in der Regel nicht allein im Forst herum, sondern im Pulk zumeist an dessen Rand, in Feldgebüschen, in Gärten und Parks, aber so viel poetische Freiheit muss drin sein. In dem Film „Hannibal Rising” tauchte das Liedmotiv 164 Jahre später erneut auf, während die CSU keine Hemmungen hatte, es in leichter Modifikation für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen. Bei den Christsozialen hatte besagtes Männlein kein purpurnes Gewand an, sondern war “ganz grün und dumm”, was man dem Original allerdings nicht nachsagen kann.

Bei den roten Beeren, die auch schon mal „Hiefen“ oder „Hetschelpetschen” genannt werden, handelt es sich um Sammelnussfrüchte verschiedener (Wild-) Rosenarten, die, eine entsprechende Vor- bzw. Nachbehandlung vorausgesetzt, nicht nur eine enorme Heilwirkung entfalten können, sondern auch prima schmecken. Die meisten Menschen gehen achtlos dran vorbei und machen sich nicht die Mühe, sie zu pflücken. Vermutlich, weil sie nicht um das dem „Wiepeldorn” innewohnende Potential wissen. Es sei denn, sie haben die Dinger für Dekorationszwecke im Visier. Denn schön und prächtig aussehen tun diese  an Zweigen hängenden “Rosenäpfel” ja obendrein.

Reichlich Power für Mensch und Tier

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Auch im Winter behalten die vitamin- und nährstoffreichen „Hetschelpetschen“ ihre leuchtend rote Farbe, schrumpeln und schrumpfen aber im Laufe der Zeit zusammen und bekommen Falten. Foto: Pixabay

Die Natur spendet in guten Jahren reichlich davon – völlig gratis. Und jetzt ist die beste Zeit, diese Geschenke zu ernten, so die faunistische Nahrungskonkurrenz nicht schneller war. Denn: Die Mehlbeeren sind eigentlich dafür ausgelegt, den Speisezettel der Tierwelt zu bereichern. Viele Vogelarten, allein 27 hierzulande, beziehen ihre Power daraus oder finden in den stachelbewehrten Sträuchern sichere Verstecke. Aber selbst Kaninchen und Pferde sind nicht abgeneigt. Die Haare der Hagebuttenkerne sind nämlich auch ein hochwirksames Mittel gegen Darmwürmer, was die Tiere instinktiv wissen.

Gut für die Haut und gegen Arthrose

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Für die Tierwelt gibt es in den Wildrosengebüschen immer einen reich gedeckten Tisch. Für viele Vogelarten stellen die „Hetschhiven“ eine unverzichtbare Nahrungsquelle dar. Foto: Pixabay

Hierzulande gibt es ca. 40 verschiedene Wildrosenarten, wobei die Hunds-, Kartoffel- Gebirgs- und Weinrose zu den bekanntesten zählen. Sie auseinander halten zu wollen, lässt den Laien schnell an seine Grenzen stoßen. Ist aber nicht weiter tragisch, denn die Früchte sind allesamt gleich wertvoll. Hagebutten, die viel an Vitamin C, B1 und B2 enthalten, können im Rohzustand goutiert und sollten allenfalls nur “sanft” erhitzt werden. Weil andernfalls die Ascorbinsäure flöten geht. Vor Gebrauch muss man sie nicht schütteln, sollte aber die kleinen Nüsschen entfernen. Letztere sind mit feinen, widerhakenbestückten Härchen bedeckt, die bei Hautkontakt Juckreiz oder gar Allergien hervorrufen (können). Kinder machen sich dies zur Eigenproduktion von Juckpulver zunutze. Die „Kerne” sollten deshalb auch nicht mitgegessen oder -verarbeitet werden. Man kann allerdings Öl daraus pressen. Ist angeblich gut für die Haut. Oder sie trocknen und pulverisieren. Das Pulver wird bei Arthrose eingesetzt.

Je später man Hagebutten pflückt, desto süßer sind sie. Der zeitliche Reifegrad ist allerdings von Art zu Art unterschiedlich. Auch sollte man sie nur an trockenen und sonnigen Tagen jagen. Regnet es, ist ihr Vitamin-C-Gehalt geringer und sie lassen sich aufgrund der Feuchtigkeit auf der Schale schlechter lagern.

Als Suppe, Wein, Likör oder Sirup

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Hagebutten sind nicht nur als dekorative Elemente gefragt, sondern auch in der Küche vielseitig verwendbar. Man/frau kann sie zu Konfitüre verarbeiten, zum Würzen von Speisen benutzen oder Tee, Wein und Likör daraus machen. Foto: Pixabay

Die Früchte bleiben oft den ganzen Winter am Strauch und sind meist auch noch im Frühling nach Durchfrieren problemlos genießbar, schrumpeln allerdings im Laufe der Zeit zusammen. Aus dem von den Samen befreiten Fruchtmark lässt sich Mus herstellen, das ob seiner austreibenden Wirkung  gut gegen Gicht und Rheuma sein soll. Oder halt Konfitüre. Mit selbigen werden z.B. auch die berühmten fränkischen Krapfen gefüllt. Zum Würzen von Wildgerichten eignen sich „Hetschhiven” ebenfalls, in Schweden wird Hagebuttensuppe als süße Terrine genossen. Aus Hagebutten Fruchtweine, Liköre, Sirup oder Aufgussgetränke wie Tee zu generieren, sind weitere Optionen.

Aus den getrockneten Schalen kann man einen vitaminreichen Aufguss machen, der wegen seines hohen Gehaltes an Pflanzensäuren und Pektiden leicht harntreibend und abführend ist. Er eignet sich daher für die unterstützende Therapie bei Blasen- und Nierenleiden, wird aber auch bei Erkältungskrankheiten geschlürft.

Auch bei unseren Streitkräften ist die Hagebutte hoch angesehen. Sie gilt als Rückgrat der Landesverteidigung – in Gestalt eines Hauptgefreiten. Das gebräuchliche Kürzel für diesen Mannschaftsdienstgrad ist ja „HG”. Ein solcher mit Nachnamen „Butte” geistert nun schon seit Jahrzehnten als Running Gag durch die Kasernenflure. Schnell ausgesprochen hört sich das dann ja wie „Hagebutte” an. Da muss man aber auch erst mal drauf kommen….

 

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