Rotorman's Blog

Auf dem Wortfriedhof beerdigt zwischen
Duttengreteln, Arschgeigen und Dröhnbüdeln

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Rest in Peace: Immer mehr früher gebräuchliche Worte und Begriffe landen auf dem Wortfriedhof. Weil keiner mehr etwas mit ihnen anfangen kann oder es keine Entsprechungen mehr dafür gibt.

Von Jürgen Heimann

Es gibt “schwarze Listen”, da steht mein Cousin drauf. Und es gibt “rote Listen”. Da gehört er drauf. Auf letzteren finden sich all die bedrohten oder bereits ausgestorbenen Tier- und Pflanzenarten, denen es, aus welchen Gründen auch immer, ziemlich dreckig geht und die es über die Distanz der Zeit nicht geschafft haben. Sie sind akut bedroht  oder bereits untergegangen bzw. ausgestorben. Sprachwissenschaftler führen dahingehend ihre eigenen Kladden, solche, in denen Namen und Begriffe auftauchen, die längst oder fast keiner mehr kennt und denen ein ähnliches Schicksal droht wie den Tieren und Pflanzen. Wörter werden geboren, leben eine Zeit lang und sterben schließlich ab, wenn sie nicht mehr in aller Munde sind. Vielleicht, weil sie dem Zeitgeist nicht mehr entsprechen oder es die Dinge, für die sie stehen und standen, nicht mehr gibt. Sie finden dann auf dem Wortfriedhof ihre letzte Ruhestätte, begraben in aller Stille und im engsten Familienkreis. Wer weiß denn noch, was eine Pferdeoper, ein Schienenrudi oder ein Metzger-Porsche bzw. ein Ferkel-Taxi ist bzw. war? Asphaltantilope? Düffeldoffel? Karnickelpass? Krawallbrause? Proletarierkrankheit? Schneckenschleuder? Hähh?? Fehlanzeige!  

Diese Bergriffe waren unseren Eltern und Großeltern geläufig, wir selbst sind ihnen vielleicht mal in irgendeinem antiquarischen Wälzer oder einem alten Schwarz-Weiß-Film begegnet, aber bei den Kids von heute lösen solche Vokabeln nur noch verständnisloses Kopfschütteln aus. Gilt aber auch umgekehrt. Geht es um Cashback-Angebote, Dual-Carrier-Service, Superfood-Smoothies, Bike-Packing, Virtual-Reality, Veggie-Mix, Bodyshaping oder Speedwatching, sind bei den heute lebenden Vertretern des Spätmittelalters die Verständnisgrenzen ebenfalls schnell erreicht. Das waren noch Zeiten, als der Chefredakteur „Hauptschriftleiter“ hieß, der Automobilist auf die „Hemme“ (Bremse) trat und man sich während und nach dem Essen die Lippen mit einem „Mundtuch“ tupfte statt eine Serviette zu benutzen. Heute wird auch nicht mehr „scharmutziert“, sondern geflirtet, und man bezieht die Torte vom Konditor – und nicht vom „Stutenbäcker“.

Der Schwiegersohn war einst der „Tochtermann“

Davon abgesehen gibt sich der Mann von Welt heuer auch nicht mehr „degagiert“, sondern eher zwanglos. Vielleicht macht er ja auch als „Tochtermann“ (Schwiegersohn) eine ganz gute Figur. Während sich die wenigsten Eltern eine patente „Söhnerin“ für ihren Stammhalter erhoffen. Dann schon eher eine gute  Schwiegertochter – nicht nur im eigenen Interesse….

Bücher

Es gibt mittlerweile zahlreiche Nachschlagwerke, in denen Wörter, die nicht mehr oder nur noch selten gebräuchlich sind, vor dem Vergessen bewahrt werden.

Die einen gehen, die anderen kommen. Das gilt auch für Wörter und Begriffe. Sie sind der Mode, dem Zeitgeist, dem gesellschaftlichen und dem technischen Stand der Entwicklung unterworfen. Wenn man da nicht aufpasst, ist man schnell auf dem Standstreifen gestrandet. Es gibt ein wunderschönes kleines, bereits 2005 erschienenes Büchlein des Journalisten und Historikers Bodo Mrozek, in dem dieser viele dieser inzwischen unter die Räder der Moderne gekommenen Worte reanimiert bzw. davor bewahrt, restlos und für immer in der Versenkung zu verschwinden: das “Lexikon der bedrohten Wörter”. Da kann man auch mal online hineinschnuppern:

Düppel, Eumel, Fußgasaffen

Die Duden-Redaktion schlägt mit ihrem  2014 erschienenen “Wortfriedhof” in die gleiche Kerbe und hat 2016 mit den “Versunkenen Wortschätzen” noch mal nachgelegt. Auch da geht es um Lüsterweibchen, Pomadenhengste, Blaustrümpfe, Vorführdamen, Babybrummen und Backfische. Um Betonfrisuren, Düppel, Eumel, Fußgasaffen und Handeulen. Gut, was ein Dauerlauf ist, kriegen wir ja noch gerade zusammen. Heute spricht man von Jogging. Die Hitparaden haben sich zu “Charts” gemausert, und was bitteschön unter einem Mauerblümchen zu verstehen ist, kann sich der aufgeklärte Yuppie von Welt auch gerade noch zusammen reimen. Bezieht sich auf nur wenig beachtete Personen, meist Mädchen oder Frauen, die fernab optisch wesentlich interessanterer und ansprechenderer Artgenossen ein Schattendasein fristen und kaum zur Kenntnis genommen werden.

Zwischen Zupfgeige und Stratocaster

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Die „Wuchtbrumme“ links würde das zulässige Gesamtgewicht der „Babybrumme“ (Mitte) deutlich überschreiten. Deren Stoßdämpfer würden ächzen wie eine „Quietschpappe“ (unten Mitte). Was unter einer „Handeule“ (oben rechts)b zu verstehen ist, wissen heute die wenigsten. Als „Duttengretel“ bezeichnete man früher wohlgeformtes Frauenzimmer „mit viel Holz vor der Hütt’n“.

Aber bei der “Quietschpappe” wird es dann schon schwieriger. Und spätestens beim “Wimmerholz” ist dann definitiv Schluss mit lustig. Zumal ja nach einem solchen auch in den Kreuzworträtseln von heute eher selten gefragt wird. Noch nicht einmal in denen der Apotheken-Umschau, dem Lifestyle-Magazin der Generation 80 plus. “Wimmerholz” pflegte man früher eine Geige oder Violine zu nennen, also so eine Art Anfänger-Stradivari für kleine angehende Yehudi Menuhins. David Garett war zu dieser Zeit ja noch flüssig. Wer aktuell unserem Nachbarmädel beim Üben zuhört, weiß um die pointierte Stichhaltigkeit dieses Ausdrucks. Die Vorgänger von Jimi Hendrix hingegen hauten nicht in die Saiten einer Fender Stratocaster, sondern malträtierten die Darmstränge einer „Zupfgeige“. „Arschgeige“ hingegen war eher als Schimpfwort gebräuchlich, für Menschen, die man für mies, hinterhältig, asozial und gemein hielt.

„Quietschpappe“ aber ist nichts anderes als Styropor, während es sich bei einer “Handeule” um einen Handbesen bzw. -feger handelt. In mehr oder weniger grauer Vorzeit wurde der Dreck schon mal mit Hilfe einer Vogelfeder auf die Schaufel geschubst. Das könnte die Wortwahl “Eule” erklären.

Mit dem Veloziped unterwegs auf Vizinalwegen

“Fußgasaffe” war eine abwertende, überwiegend von Moto-Bikern (früher: Motorradfahrer) verwendete Bezeichnung für Autofahrer, die mitunter, wenn‘s etatmäßig nicht zu größeren Karossen gereicht hatte, in „Schneckenschleudern“ unterwegs waren. Diese wiederum  fühlten sich den „Velozipedisten“ (Radfahrern), die aber meist auf „Vizinalwegen“ (Nebenstrecken) unterwegs waren, haushoch überlegen und bezeichneten schwach motorisierte, zweirädrige Gefährte, ob nun Mofa, Moped oder Motorroller, ihrerseits  verächtlich als “Babybrummen“.  „Wuchtbrummen“ waren wieder etwas ganz anderes.

Der Unterschied zwischen Wucht- und Babybrummen

Hennengrabscher

Der „Hennenabtaster“ bei der Arbeit.

Noch Ende der 90er Jahre wurde dieser Name für etwas fülligere Frauen verwendet, deren Bodymass-Index (BMI) auf der nach oben hin offenen Richterskala das zulässige Gesamtgewicht besagter „Babybrummen“ (weit)  überstieg.  Ursprünglich stand dieses nur anfangs positiv belegte Wort für „Vollweib“ oder „tolle Hummel“, die sich nicht so schnell unterkriegen lässt. “Eumel” war der umgangssprachliche Begriff für eine etwas sonderbare Person, einen unsympathischen (auch unförmigen) Menschen oder einen Dummkopf. Dieser Figur verdankt auch das später verfilmte Erfolgsstück der Augsburger Puppenkiste seinen Namen: “Eumel auf dem Eis”.

Für die Bedeutung des Wortes “Düppel” gibt es mehrere Erklärungsvarianten. Im Schwarzwald wünschte man einem sich unvernünftig gebärdenden Mitmenschen jemand, der ihm “den Düppel bohre”, ihn also zurechtweise. Dröhnbüdel ist wieder etwas anderes. Man könnte einen solchen auch Langeweiler, Spießer oder Spaßbremse nennen. Wobei “dröhnen” für “schlafen und schlummern“ steht, Büdel für (leerer)Beutel.

Lüsterne Weibchen unter der Decke

Was hätten wir noch? Ja, das Lüsterweibchen. Entgegen einer weit verbreiteten aber irrtümlichen Ansicht handelt es sich dabei nicht um eine den sexuellen Freuden zugetane Vertreterin des auch nicht immer schönen Geschlechts. Sondern um einen Kronleuchter, bei dessen Bau waagrecht angeordnete Geweihstangen verwendet wurden, an deren Basen meist eine hölzerne weibliche Halbfigur angebracht war. Bei ihr wäre der Charme des “Hennenabtasters” aber völlig ins Leere gelaufen. Was das nun wieder ist? Ein Schürzenjäger, immer auf der Jagd nach neuen Eroberungen. Also so eine Art Lotterbube, heuer Playboy genannt.

Edmund Stoiber und der Quastenflosser

Asphaltantilopen

Asphaltantilopen unter sich. So nannte man(n) einmal die Damen des horizontalen Gewerbes. Es gibt im Deutschen übrigens 567 Synonyme für diese Profession.

Möglicherweise passen da auch die “Asphaltantilopen” in dessen Beuteschema. Das sind auch so  archaische Wesen, die man längst ausgestorben glaubte und die dann plötzlich aus großer Tiefe wieder auftauchen, wie Edmund Stoiber, der Quastenflosser oder der Tiefsee-Kragenhai. Aber in Wirklichkeit waren sie nie fort. Ihr Job zählt zu den ältesten Professionen der Welt. Der Begriff “Asphaltantilope” ist einer von 567 Synonymen, die die Düsseldorfer Wortsammlerin Gabriele Horndasch im deutschen Wortschatz für Vertreterinnen des horizontalen Gewerbes gefunden hat. Armeematratze, Volksempfänger, Klemse, Humse, Hoppmädchen, Trotteuse, Verkehrsmittel und Blitzableiter sind nur einige weitere abwertende, wenig schmeichelhafte Berufsbezeichnungen. Dennoch hatten diese Trottoire-Begrenzungs-Schwalben nix mit Frivolitätenarbeiten am Korsett. Dabei handelte es sich zwar auch um Handarbeiten, aber solche, bei denen auf Fadenschlingen nebeneinander aufgereihten Knoten Bogen und Ringe gebildet wurden, um sie anschließend zu einer Spitze zu vereinigen.

Traten besagte Damen gebündelt auf, sprach man von einer „Frischfleisch-, oder je nachdem, auch von einer „Gammelfleischparade“. Mag ja sein, dass sich unter ihnen auch die ein oder andere „Duttengretel“ befunden hat oder befindet. Dieses  Slangwort hatten die Gebrüder Grimm einst aufgeschnappt, als sie über die Lande zogen, um dem Volk aufs Maul zu schauen. Es bezeichnet ein oben herum wohlgeformtes Frauenzimmer „mit viel Holz vor der Hütt’n“. Aber das ist jetzt wirklich nicht das passende Beispiel, um an den Reichtum der deutschen Sprache zu erinnern.

Pomadenhengste, Gel-Mehmets und Wella-Werner

Blaue Strümpfe gehör(t)en nicht zwangsläufig zur Grundausstattung der mobil oder stationär operierenden Escort-Ladies, denen am anderen, gegenüberliegenden Ufer die  „Achtgroschenjungen“, eine bis in Ende der 50er Jahre für Stricher gebräuchliche Bezeichnung, gegenüber standen. Polizeispitzel oder käufliche Zeugen hießen auch so. Als Blaustrümpfe titulierte man(n) Ende des 18. Jahrhunderts nach Emanzipation strebende und intellektuell gebildete Frauen. Im Gegensatz zu James Fenimore Cooper‘s „Ledersocke“ galt die Bezeichnung “Blaustrumpf” als Schimpf- und Spottname, gebraucht von Dröhnbüdeln (siehe oben), die ihre patriarchalische Dominanz in Gefahr sahen. Viele dieser taffen Herren der Schöpfung nutzten Vaseline – fürs Haar. Daher der Name “Pomadenhengst”. Heute spricht man von Gel-Mehmets oder Wella-Wernern.

Vom Catwalk in die Sesamstraße

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„Optische Einsatz des eigenen Körpers zum Zwecke der Werbung, Verkaufssteigerung, Vorführung oder Präsentation einer Sache oder Dienstleistung”“. Die Grenzen zwischen Verführ- und Vorführdamen, den Mannequins von anno-batsch, sind oft fließend.

Aus den Eiern der taffen Frauenrechtlerinnen, an die im Südwesten Stuttgarts eine Stadtwanderstrecke, der “Heslacher Blaustrümpflerweg”, erinnert, schlüpften dann in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Alice Schwarzer und Co.. Aber das nur nebenbei. Sicher ist, dass die blauen Ladies mit den sogenannten „Vorführdamen“ (nicht Verführdamen) wenig gemein hatten. Zu den vornehmsten Aufgaben ersterer gehörte “der optische Einsatz des eigenen Körpers zum Zwecke der Werbung, Verkaufssteigerung, Vorführung oder Präsentation einer Sache oder Dienstleistung”. Kurzum: Das waren frühe Mannequins, die heute in Gestalt ausgemergelter Hungerhaken als  Flop-Models muschigleich über den Catwalk genannten Laufsteg stöckeln und von einer Filmkarriere in der Sesamstraße träumen.

Meerjungfrauen, die ihr Schweigegelübde brechen

Und Heidi Klums Brut wird auch immer jünger. Pubertierende dieser Altersklasse firmierten zwischen Anfang des 19. und Mitte des 20. Jahrhunderts, zu einer Zeit also, als Käpt’n Iglo noch gar nicht in See gestochen war, als „Backfische“. Das sagt heuer auch kein Schwein mehr. Die Bezeichnung stammt aus dem Englischen (backfish) und wurde beim Fischfang  jenen Flossentieren angehängt, die noch zu jung waren, um verkauft zu werden. Also behielten die Fischer ihre Flossen bei sich bzw. warfen die Beute wieder zurück ins Wasser. Eine weise Entscheidung. Viele der zweibeinigen Backfische, bei denen Arielle, die Meerjungfrau, kaum als Blaupause gedient haben dürfte, machten dann in Folge eine genetisch bedingte Metamorphose durch, brachen ihr gegenüber Poseidon abgelegtes Schweigegelübde und meinten, fortan immer das letzte Wort haben zu müssen. Nicht wenige von ihnen mutierten, weil sie ihre maritime Herkunft nicht verleugnen wollten/konnten, im zivilen Eheleben zu xanthippischen (See)Ungeheuern, und zwar solchen mit Haaren auf den Zähnen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann nörgeln sie noch heute. Was bei ihren Partnern Sehnsucht nach der Sahara weckt: „Besser ist’s in einer Wüste zu wohnen als bei einem zänkischen und zornwütigen Weibe“, steht ja so schon in der Bibel (Sprüche 21,9).

Drei-Wetter-Taft im Luftschutzkeller

Lüsterweibchen

Original (links) und Plagiat (rechts). Der Begriff „Lüsterweibchen“ könnte für Verwirrung sorgen.

Apropos Haare: Unter einer “Betonfrisur ” darf man sich eine typische Muddi-Dauerwelle vorstellen, die halt eben so aussieht wie in Zement-Speis gegossen. Derart mit Spray (vorzugsweise Drei-Wetter-Taft) fixiert, dass ihr selbst eine Orkanböe nix anhaben konnte. Maggie Thatcher, Beatrix, die niederländische Königin i.R., und Yul Brynner waren typische Repräsentanten dieses Haarstyling-Trends. Aktuell gilt US-Komiker Donald Trump als prominentester Vertreter dieser Kopfputz-Linie. Deshalb spricht man heute auch nicht mehr von „Betonfrisur“ sondern von „Betonkopf“. Wenn er, der Donald, mal nicht mehr ist, dürfte die „Entwarnungsfrisur“ zu neuen Ehren kommen. Die war in den 40er Jahren gegen Ende des Krieges modern. Die Deckfedern wurden steil nach oben gekämmt und zu einer Hochfrisur aufgetürmt. Ihr Name leitet sich von dem erlösenden Ruf des Luftschutzwartes ab: „Alles nach oben“. Der Fliegerangriff war vorbei, die Luft wieder rein. Entwarnung!

Karnickelpass statt Bahncard

In späteren Jahren wurde dann onduliert auf  Schuppen komm raus. Kondolieren und Kopulieren klingt phonetisch so ähnlich. Trifft es aber in diesem Zusammenhang nicht. Die „Ondulation“ (Lateinisch „onda“ = die Welle) war ein Verfahren, um Haare mittels einer Brennschere künstlich auf zu locken. Später wurden Dauer-und in der Neuzeit La Ola-Wellen daraus. In eine solche ist die Muhme nie eingetaucht. So pflegte man im Mittelhochdeutschen weibliche Verwandte zu bezeichnen. Deren männliches Pendant war der Oheim. Aber selbst der konnte mit einem „Heiermann“ (nicht Heimann) wenig anfangen. Bis Mitte der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war das die umgangssprachliche Bezeichnung für ein Fünf-Mark.-Stück. „Heiermännchen“  hingegen wurde eine Fünfzig-Pfennig-Münze genannt. Eine solche oder mehrere davon konnte sparen, wer im Besitz eines „Karnickelpasses“ war. Den gab’s für kinderreiche Familien mit mehr als drei Bälgern und ermöglichte die Nutzung der Bahn zum halben Fahrpreis. Das jüngste Familienmitglied wurde auch „Würmeling“ genannt, nach dem Bundesfamilienminister gleichen Namens, der den Ausweis  Mitte der 50er Jahre eingeführt hatte.

Düffeldoffel wiederum ist keine regionale Kartoffelsorte, sondern ein von Herbert Wehner geprägtes. abwertend gemeintes und auf den damaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden Helmut Kohl gemünztes Kunstwort: „Lassen Sie mich doch mal ausreden, Sie Düffeldoffel da“.  Man muss ja nicht gleich „Halt’s Maul“ sagen. Es geht auch etwas feiner: „Unterlasse Er jene mindere Artikulation, die seinem widerwärtigen und abstoßendes Mundwerk entweicht“.

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