Von Jürgen Heimann
Was der Körper an Nahrung nicht verwerten kann, muss raus. Das war schon immer so. Ein Naturgesetz. Dieser Prozess lässt sich auch so beschreiben: Durch eine anorektale Aktivierung der Afferenzen entspannt sich der zur glatten Muskulatur gehörende innere Sphinkter, während der Tonus seines äußeren quergestreiften Pendants, der das muskulöse Hohlorgan normalerweise völlig abdichtet, steigt. Eine parallele über einen spinalen parasympathischen Reflex ausgelöste Kontraktion von Igmoid und Rektum bewirkt die erfolgreiche Defäkation. Und die stinkt mitunter gewaltig.
Holy Shit! Ein hartes Wort für eine weiche Masse, die von Politikern geredet wird. Ein hartes Wort auch für den Stoff, aus dem Michael Bully Herbig seine Filme macht. Aber es geht hier nicht um geistigen Dünnpfiff, sondern eher um die Absonderung der ursprünglichen, unverfälschten und naturbelassenen Form von Kot. Die prosaische, umgangssprachliche Bezeichnung für diesen komplexen, nach vegetativen Gesetzmäßigkeiten ablaufenden Vorgang lautet “Kacken”. Die Mediziner sprechen vornehm von Stuhlgang. Daraus leitet sich auch die Bezeichnung “Heiliger Stuhl” ab.
Ein Riesenberg aus Scheiße
Jeder Mensch verbringt im Durchschnitt ein knappes Jahr seines Lebens damit, sich einen Stock aus dem Kreuz zu drücken. Der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel hat das einmal das “abstrakte Abstoßen seiner von sich selbst” genannt. Jetzt arbeitet die Sanitär-Industrie mit Hochdruck daran, das anrüchige Geschäft mit der dunklen Materie aus der Schmuddelecke der Anrüchigkeit zu befreien. Seit 2001 gibt es sogar einen Welttoilettentag. Der wird jeweils am 19. November gefeiert. Die Deutschen setzen täglich 18.788,6 Millionen Tonnen Extremente frei. Viele produzieren Zeit ihres Lebens aber auch nichts anderes. Pro Tag und Nase sind es im Mittel 192 Gramm. Bei Vegetariern infolge des höheren Ballaststoffanteils in der Nahrung bis 350 g. Da türmt sich ein riesiger stinkender Berg auf, der sich aufs Jahr hochgerechnet auf 6,65 Milliarden Tonnen summiert.
Stilles Örtchen mit Herz
Früher zogen sich die Leute, um einem natürlichen Bedürfnis nachzukommen, aufs stille Örtchen zurück. Der Abort, ein stiller Ort. Der lag, was geruchspräventiven Erwägungen geschuldet war, meist außerhalb des eigentlichen Wohnbereichs. Ein paar Schritte über den Hof, notfalls auch bei Wind und Wetter, und man/frau war großer Erleichterung entgegen sehend (fast) am Ziel. In der hölzernen Front der von innen mittels eines simplen Hakens verschließbaren Türe war meist ein Herzchen ausgespart. Durch selbiges drang etwas Licht ins diffuse dämmerige Innere. Der Verschlag war räumlich denkbar knapp bemessenen und für Klaustrophobiker völlig ungeeignet. Das beengte olfaktorische Spannungsfeld musste man sich meist noch mit einem Schwarm lästiger territärvegetarischer “Scheißhausfliagn” (phonetisch: Schaishausfliàng) teilen, die sich wie die Motten vom Licht von den aus dem übelriechenden Hades nach oben aufsteigenden Gärgasen hatten anlocken lassen.
Zeitungen, die für den Arsch sind
Der nicht mehr benötigte bräunliche Restbrennstoff verschwand, den Gesetzen der Schwerkraft gehorchend, dann im freien Fall und landete in der Unterwelt. Meist war das eine Sickergrube. Diesem Gang der Dinge verdankte die sanitäre High-Tech-Installation auch ihren volkstümlichen Namen: Plumpsklo. Als Toilettensitz diente ein grobes, mehr oder weniger liebevoll gehobeltes Brett, auf dem sich der User auch schon mal den einen oder anderen Splitter einfing. Parfümiertes, wahlweise nach Veilchen oder Vanille duftendes Design-WC-Papier, samtweich natürlich, drei- bis fünflagig und mit den eigenen Initialen bedruckt, war gänzlich unbekannt. An einem Haken hingen Papierfetzen, die grob aus einer Zeitungsseite herausgerissen waren. Genau genommen sind viele Printprodukte von heute ja eigentlich auch zu nichts anderem zu gebrauchen und letztlich ebenfalls für den Arsch.
Die Evolution des Donnerbalkens
Wie sich die chlor- und kloreichen Zeiten doch ändern. Opa Karl und Oma Trude wären heute mit ihrem kleinen und großen Geschäftsgebaren hoffnungslos überfordert. Und das liegt nicht nur an Villeroy & Boch, Geberit, VitrA und Keramag. Die gesellschaftszivilisatorische Evolution des schnöden Donnerbalkens hat, seit die Altvorderen erstmals auf selbigem saßen, Quantensprünge gemacht. Die Abschiss- und Resterampe hat sich von ihrem stinkenden Image befreit und ist zum Statussymbol mutiert. Zeige mir Dein “00” und ich sage Dir, wer Du bist und wo Du (gesellschaftlich) stehst bzw. sitzt. Das Klo lässt Rückschlüsse auf den soziökonomischen Status derer zu, die auf ihm Hausrecht genießen.
Die Eiablage als Erlebnis-Event
Der technische Fortschritt macht die Eiablage heute zu einem Event mit Erlebnischarakter. Man/frau muss schließlich auch mal loslassen können. Beheizte Toilettenbrillen, Duftneutralisatoren und Hinternduschen sind längst keine Seltenheit mehr. Wobei uns abendländischen Westlern die Japse da schon immer eine Pobacke voraus waren. Was eine europäische von Schließmuskelhusten geplagte Reisegruppe prompt als Kulturschock empfand. Jedenfalls berichtete eine Teilnehmerin von “traumatischen Erfahrungen”: “Ich mache die Tür auf, es dröhnt mir Wagner entgegen. Zwänge mich in die Kabine, schließe ab und hänge die Tasche auf. Das Echo eines brausenden Wasserfalles hinter mir lässt mich zusammenfahren. Ich setze mich trotzdem und erleichtere mich. Da umspielt eine aus geheimnisvollen Tiefen kommende Wasserfontäne meinen Luxusunterkörper. Ich schrecke hoch und tropfe den Fußboden und natürlich auch die Unterhose und die Hose voll. Da bläst auch schon ein starker Wind aus der Toilette und wächst sich zu Orkanstärke aus. Panisch ziehe ich den Slip hoch, da dreht sich, wie von Geisterhand bwegt, unter Wasserfalldonnern die Toilettenbrille und alles wird desinfiziert. Wir waren eine Gruppe von 20 Leuten – zwei Drittel hatten anschließend nasse Hosen…” Soweit Manuela K. aus Bad Honnef. Dumm gelaufen.
Drehschwindel auf dem Hocke-Klo
Das für sie völlig unbekannte Terrain, in das sie und ihre Mitreisenden vorgestoßen waren, war ein Washlet. Von den Japaner nウォシュレット genannt. Das sind Dusch-WC’s, wie sie in Nippon inzwischen in den meisten privaten vier Wänden zum guten Ton gehören, während im öffentlichen Bereich noch die Hocktoiletten dominieren. Letztere setzen seitens der Nutzer allerdings ein gewisses Balancevermögen und einen guten Gleichgewichtssinn voraus. Wer also zu Dreh- und Schwankschwindel neigt, weil der kleine Mann im Mittelohr verrücktspielt, sollte lieber gleich ins Gebüsch strullern. Andererseits bieten diese Kauer-Klosetts aber auch einen gewissen Hygienevorteil. Und bei Frauen sollen sie, hab ich irgendwo gelesen, überdies die Beckenbodenmuskulatur trainieren. Von der Stärkung der Hüftmuskulatur und einer Verbesserung von Atmung und Konzentrationsfähigkeit ganz zu schweigen.
Doch zurück zu den Washlets. Sie gelten als der am höchsten entwickelte Toilettentyp weltweit und bieten einen Funktionsumfang, der dem eines Samsung Galaxy S 8 oder eines Huawei P 10-Smartphones in nichts nachsteht. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die High-Tech-Klos auch eine eigene Freisprecheinrichtung nebst Backup- und Kamerafunktion erhalten. Die individuellen Einstellungsmöglichkeiten sind derart immens, dass der gemeine Sitzungsteilnehmer, der schon mit der Programmierung des Funkweckers an seine Grenzen stößt, lieber in die Hose pieselt.
Die Brüllschüssel als Wunderwerk der Technik
Auf den ersten Blick unterscheiden sich diese Brüllschüsseln noch nicht einmal sonderlich von einer herkömmlichen Sitztoilette, verfügen aber über eine Fülle erstaunlicher innerer Werte. Die sind entweder in dem Scheißkasten selbst oder in der Klobrille integriert. Zur Basisausstattung zählt die Bidetfunktion. Eine bleistiftgroße Düse, die unter dem Toilettensitz hervortritt und Wasser verspritzt. Sie hat zwei Einstellungen, eine für anale Reinigung („Hinterreinigung“, „Allgemeinnutzung“, „Familienreinigung“) und eine weitere für die Intimhygiene der Frau („weibliche Wäsche“). Die Düsenposition lässt sich manuell oder elektronisch ändern. Spitzenmodelle bieten sogar vibrierende und pulsierende Wasserstrahlen, die auf Knopfdruck leuchten. Dafür sorgen versteckt installierte LED-Birnen. Nach Angaben der Hersteller sind diese Wasserspiele gegen Verstopfung und Hämorrhoiden wirksam, was viele namhafte Proktologen, die Mediziner des Hinterteils, bestätigen. Und sie beruhigen das Gemüt. Also die Wasserspiele. Die neuesten Typen können sogar Seife in den Strahl mischen, um bessere Reinigungsergebnisse zu erreichen, reagieren allerdings äußerst sensibel. Bei der Kalibrierung muss man deshalb aufpassen, damit einem das Wasser später nicht aus den Ohren herausschießt.
Das ist aber erst der Anfang. Hinzu kommen je nach Modell Geruchsabsaugung, Warmluftgebläse, Ozon-Deodorierer und Sitzheizung. Von außen verstellbare Innenspiegel gibt es als kostenpflichtiges Extra, Massagefunktion, tiefer gelegtes Handschuhfach, einstellbarer Wasserdruck und Wassertemperaturregelung sind bei den Luxus-Linern Standard. Automatische Deckelöffner, automatische Spülung, Funkbedienelemente, Heizung, Klima- und Stereoanlage gelten ebenfalls als obligatorisch oder sind zumindest optional. Letztere können via W-LAN mit allen gängigen Musik-Streamingdiensten verbunden werden. So kann sich der Sitzungsteilnehmer, abgestimmt auf die Konsistenz seines Outputs, jeweils den passenden Soundtrack laden. Und ein integrierter eBook-Reader ist ebenfalls vorhanden. Gedruckte Zeitungen auf dem Klo? Wie altmodisch! Außerdem: siehe oben.
High-Performance im Güllebunker
Die Bedienung erfolgt mittels einer separaten Steuerung, die seitlich direkt am High-Tech-Abtritt oder an der Wand befestigt ist und per Infrarot mit dem Kackstuhl kommuniziert. Da kann man nur hoffen, dass beide Teile die gleiche Sprache sprechen. Nur die Hose hochziehen und zuknöpfen muss man sich nach getaner Arbeit dann noch selbst. Wenn das Opa Karl noch hätte erleben können! Ob ihres komplizierten Innenlebens und ihrer elektronischen High-Performance sind diese modernen Güllebunker aber auch recht empfindlich und reparaturanfällig. Klemmt etwas, ist ein Installateur mit Volksschulabschluss überfordert. Da muss schon ein graduierter Informationstechniker mit einer Zusatzausbildung in Luft- und Raumfahrttechnik her. Andernfalls nimmt die Kackokalypse ihren Lauf und man steckt ganz schön in der was wohl?
Weltweit 2,5 Milliarden Menschen sind Lichtjahre von solchem Luxus entfernt und verfügen über keinerlei Sanitäranlagen. Um darauf aufmerksam zu machen, haben die Vereinten Nationen 2013 den 19. November zum “Welt-Toilettentag” erklärt.
Häufchenkönige und Bullshit-er
Früher hatten gekrönte Häupter ihre Lakaien, die ihnen, nachdem sie sich mehr oder weniger erfolgreich ein Duplo aus den Rippen gequetscht hatten, die Hintern abwischten. Heute besorgt das der Automat. Allerdings gilt auch dabei: Nobody is perfect. Die Hoffnung, das integrierte Gebläse könnte das bereits Ende des 19. Jahrhunderts erfundene und Ende der 1920er Jahre zur Serienreife gelangte Klopapier überflüssig machen, hat sich nämlich als trügerisch erwiesen. In der Praxis arbeitet das Warmluftgebläse, das die Hinterteile nach der Dusche abtrocknen soll, vielen erfolgsverwöhnten Bullshit-ern nämlich zu langsam. Und der Versuch, durch Tuning mehr Leistung aus dem Aggregat heraus zu kitzeln, wäre zu riskant. Sonst verbrennt sich der ambitionierte Häufchenkönig das Spuntloch. Deshalb bleibt es hier bis auf weiteres beim ZEWA- und Hakle-(Rock’n) Roll.
Ein Dusch-WC können sich inzwischen selbst Durchschnittsverdiener leisten. Weltmarktführer bei der Fertigung der Luxus-Töpfchen ist das japanische Unternehmen Toto K.K. aus Kitakyūshū. Das hat jetzt nix mit Toto & Harry, den beiden TV-Bullen aus dem Bochumer Polizeirevier, zu tun. Inzwischen mischen aber auch die Europäer in diesem Marktsegment wieder kräftig mit, zumal die Grundidee ja sowieso hier im christlichen Abendland geboren worden war. Sie wuchs 1956 auf dem Mist des Schweizer Büromaschinenkonstrukteurs Hans Maurer heran. Sein patentierter “Closomat” war weltweit der erste seiner Art.
Adri-Anus, After Eight und Kot d‘Azur
Geberit, Grohe, Wacor, Reuter, Villeroy & Boch und Duravit und zahlreiche andere sind inzwischen auch auf diesen Zug aufgesprungen und lassen sich für ihre Produkte, die ja letztlich nichts anderes als Plagiate sind, als Motoren einer neuen Hygiene-Kultur feiern. Ihre Bestseller heißen “Aqua-Clean”, “Harmony”, “Orion”, “Subway”, Anal-Ena, Kot d’Azur, Fäkalino, Happydarm, Adri-Anus und Smart-Ass, Easy-Steiß, Glory-Shit und After Eight. Der Markt entwickelt sich dynamisch. Derzeit sind rund 45 verschiedene Modelle zu haben, als WC-Aufsätze ebenso wie als Kompaktanlagen. Solche für den täglichen Gebrauch und solche für den besonderen Anlass.
Popo-Dusche mit Ekstase-Schalter
Zwischen 500 und 5.000 Euro muss man/frau für dieses prickelnde Vergnügen auf den Waschtisch blättern, je nach Ausstattung und Sonderfunktionen des Gerätes. Entscheidend ist natürlich, was und wie viel einem der eigene Boppes wert ist. Auf Wunsch lässt sich die Popo-Dusche sogar mit einem Ekstase-Schalter nachrüsten. Der fällt dann allerdings nicht unter die Garantieleistung, ist aber zweistufig regelbar. Der Nutzer kann zwischen der sanften und der harten Tour wählen. Selbst unterschiedliche Benutzerprofile lassen sich darin abspeichern. Die Zeiten werden automatisch protokolliert und in übersichtlichen Balkendiagrammen optisch aufbereitet. Sie sind via Bluetooth abrufbar. Eine Nahbereichserfassung aktiviert die einzelnen Programme, sobald sich der von einschlägigen Absichten getriebene Klogänger dem Zauberkasten nähert. Dessen Vorlieben hat sich der schlaue Kasten gemerkt. Hier ist der Kunde wirklich noch (oder halt wieder) König. Und gegen Aufpreis punktet das angenehm temperierte Spülwasser mit Vanille- oder Erdbeeraroma.
Naturbelassen und geschmacksneutral kommt es allerdings bei „Fish n´ Flush“ daher, dem Wee-Zee für passionierte Aquarianer. Bei diesem Modell ist der Spülkasten als Sushi-Becken konzipiert. In dem gläsernen Stubentümpel tummeln sich lebende Fische. Die Nemos halten schon immer die Luft an, wenn der Benutzer nach vollbrachter Tat auf den Knopf drückt. Aber laut Hersteller kann ihnen nix passieren. Die Konstruktion sei so programmiert, dass immer noch genügend H2O zum Überleben übrig bleibe. Den Porsche unter den bestuhlten Aquarien gibt es für 450 US-Dollar.
High-Schisser im Exkremental-Stadium
Was kommt als Nächstes? Längst arbeiten die Forscher an den Geräten der zukünftigen Generation. Die sind aber noch im Exkremental-Stadium und werden vor allem für den Pflegebereich optimiert. Medizinische Sensoren sollen anhand des Urins erhöhte Blutzuckerwerte feststellen können sowie Puls, Blutdruck und Körperfettanteil anzeigen. Das gilt auch für die Viskositätswerte des Stuhls. Die Informationen werden automatisch an den Hausarzt übermittelt. In Entwicklung ist zudem eine Toilette mit Sprachsteuerung. Werksseitig sind in der Basisversion drei verschiedene Sprachpakete enthalten: Deutsch, Aserbaidschanisch und Farsi.
Das ist der vorläufige Höhepunkt einer an Ereignissen, Höhen und Tiefen reichen Kulturgeschichte der Entsorgung menschlicher Stoffwechselendprodukte. Im Zeitraffer wird sie in diesem von der Stadtentwässerung Dresden erstellten Video erzählt:
Abschussrampen im arschitektonischen Design
Archäologische Funde in Schottland belegen, dass es schon vor 5.000 Jahren Toiletten gab. Die alten Inder kannten derartige Abschiss- und Abschussrampen im dritten Jahrtausend vor Christus bereits. Die Sumerer hatten ihre Abschlagsstellen tausend Jahre später mit Wasserspülungen aufgerüstet. Da machte es gleich doppelt so viel Spaß, sich ein Snickers aus der Lende zu pressen. Zumal die Sitze vom arschitektonischen Design her auch den höchsten anatomischen Bedürfnissen der Besetzer Genüge taten. Motto: Auf einen groben Klotz gehört auch ein entsprechender Keil.
Press(e)konferenzen: Gemeinsam geht besser
Während heuer der Trend zur Eigenbrötlerei geht und jeder allein vor sich hin grübelt und drückt, galten Gemeinschaftslatrinen bei den vornehmen Römern als beliebte Treffpunkte und dienten der sozialen Interaktion. Man versammelte sich dort und palaverte einträchtig nebeneinander sitzend. Dies oft auch, um einen Handel abzuschließen. Daher stammt auch die Redensart „ein Geschäft machen“. Für solche Press(e)konferenzen war eine eigene Schutzgöttin zuständig, Venus Cloacina. Ihr zu Ehren wurden sogar Tempel gebaut. Vermutlich aber auch, um dort um Schutz vor Krankheiten zu bitten. Die öffentlichen Fäkal-Lounges waren nämlich auch als Keimschleudern berüchtigt. Da hatte sich der Schisser schnell mal was eingefangen.
Der Niedergang der Kloakenkultur
Mit dem Zerfall des Römischen Reiches im 5. Jahrhundert nach Christus begann auch der Niedergang der Kloakenkultur. Noch im 13. Jahrhundert galt in Deutschland nur die Vorschrift, es “einen Steinwurf weit entfernt” zu tun. Oder man ging hinter das Haus, schiss in den Bach bzw. in die hohle Hand. Wie es viele Menschen in abgelegenen Teilen des Lahn-Dill-Kreises heute immer noch tun. Die Bewohner der Städte pflegten den Inhalt ihrer Nachttöpfe auch einfach auf die Straße kippen. Wer nachts im bewohnten Gebiet Gassi gehen wollte, heuerte einen Begleiter an, der vorauseilte und lautstark rief: “Haltet ein”. Oft wurden ihre Schutzbefohlenen dann aber von der ekligen Realität eingeholt.
Ein Fax aus Darmstadt
In welchem Maße man aus Scheiße Gold bzw. Geld machen kann, lässt sich in Autobahnraststätten, auf Flughäfen, in Bahnhöfen oder in Theatern beobachten. Wer dort ein Fax aus Darmstadt absetzen und in die Pfanne ballern will, muss löhnen. Da hält der freundliche Mann bzw. die Frau im weißen Kittel immer die Hand auf bzw. hat sein unauffälliges Tellerchen an exponierter Stelle platziert. Oder – auch hier herrscht Fortschritt, und Maschinen ersetzen nach und nach den Menschen – die Sperrschranke geht gar nicht erst auf. Es sei denn, man füttert den gierigen Schlitz mit einem Silberling. Wer zu lange hocken bleibt und es mit dem “Frutti rectale” übertreibt, zahlt drauf und nach.
Diese Masche ist nicht neu. Darauf sind die Menschen schon in früheren Zeiten gekommen. Im schottischen Edinburgh flanierten sogenannte “Pelerinenmänner” durch die Straßen. Sie trugen weit geschnittene Umhänge und schleppten an einem Joch große Eimer mit sich herum: “Who wants me for a bawbee”, erkundigten sie sich. Was so viel wie “wer benötigt mich für ein großes Geschäft” hieß. Bei Bedarf konnte der Kunde selbigem, den Blicken der anderen Passanten entzogen, unter dem Cape des Dienstleisters nachgehen. Auch in Frankfurt gab es diesen Service. Hier waren es jedoch Frauen (‘Möcht mol aaner?’), die sich so als wandelnde Klohäuschen ihren Lebensunterhalt verdienten. Ein Scheiß Job!