Rotorman's Blog

“Anwälte“, die ihre Mandanten erschießen
Blutbad in Wald und Flur: Die deutschen
Jäger liquidierten über 5 Millionen Tiere

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Mit oder ohne Zielwasser: Die deutschen Weidmänner und -frauen haben im abgelaufenen Jagdjahr 2014/15 über fünf Millionen Tieren in Wald und Flur das Lebenslicht ausgeblasen. Und sie sind stolz darauf. Foto: abschaffung-der-jagd.de

Von Jürgen Heimann

Mutter Teresa hätte es nicht besser formulieren können: „Wir finden Erfüllung in dem, was wir für die Natur und für Gottes Geschöpfe in dieser Natur tun“. Klingt gut. Nun war die aus Mazedonien stammende und von der Katholischen Kirche selig gesprochene  Friedensnobelpreisträgerin bestimmt keine Zynikerin. Im Gegensatz zu jenen, von denen das Zitat stammt: den in der Jägervereinigung Lauterbach organisierten Flintenmännern und –frauen. Für sich allein genommen könnte dieser denkwürdige  Satz ja gerade noch als augenzwinkernde, kabarettistisch durchwirkte Selbstironie durchgehen. Doch ist die grünberockte Zunft in Wahrheit von Selbstironie so weit entfernt ist wie die Erde von Alpha-Centauri.Aber die Nimrods meinen es wirklich ernst mit dem, was sie da behaupten. Vor dem Hintergrund der unlängst veröffentlichten gesamtdeutschen Jagdstatistik für die Ballersaison 2014/15 – ein Jagdjahr umfasst jeweils die Zeitspanne zwischen dem 1. April und dem 31. März des Folgejahres –  gewinnt diese auf der Internetseite der Vogelsberg-Jäger platzierte Aussage aber noch einmal  eine ganz neue Bedeutungsschwere. 4.168.754 Tieren haben die deutschen Pirschgänger in besagtem Zeitraum offiziell und eigenen Angaben zufolge das Lebenslicht ausgeblasen. In dieser Summe sind die vom Himmel oder den Bäumen geholten Rabenkrähen und Elstern noch gar nicht enthalten. Deren Abschusszahl dürfte hochgerechnet noch einmal weit über eine Million Exemplare betragen, wenn man die Liquidierungsquoten aus Nordrhein-Westfalen (148.000) und Niedersachsen (130.000) als Berechnungsbasis heranzieht. Allerdings sind die Zahlen, die die Jäger an die für sie jeweils zuständigen Landesministerien melden, auch mit Vorsicht zu genießen. Dabei wird schon mal ganz gerne getürkt, geschummelt und manipuliert. Und es gibt ja auch noch den Begriff „Dunkelziffer“ als große Unbekannte….

Ein Blutbad solchen Ausmaßes hat es in den „Jagdrevieren“ genannten Todeszonen zwischen Kiel, Konstanz, Aachen und Bitterfeld noch nie gegeben, oder zumindest lange nicht mehr. Und es ist ja zu befürchten, dass das Gemetzel mit unverminderter Brutalität weiter geht. Die Zeiten für die überwiegend wehrlos der Verfolgung durch die ach so uneigennützig agierenden Weidgenossen ausgesetzten tierischen Wald- und Feldbewohner dürften eher noch härter werden. Denn: Noch nie gab es im Land des deutschen Michels so viele Lodenträger mit der Lizenz zum Töten. Der DJV feiert einen neuen Rekord und gibt die Zahl der Jagdscheininhaber stolz mit 374.084 an. 289.098 davon sind Mitglied in den Jagdverbänden, bei den restlichen 75.986 handelt es sich um „freischaffende Künstler“. Das seien knapp 63.000 Jagdscheine mehr als im Jahr der Wiedervereinigung vor 25 Jahren, was einem Zuwachs von 20 Prozentpunkten entspreche. Im bundesweiten Durchschnitt gibt es pro 216 Einwohner einen Jäger.

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Trophäensammler: Von der Ästhetik eines blutigen Hobbys. Foto: www.respekTiere.at

Und immer mehr Vertreterinnen des vermeintlich schwachen Geschlechts entdecken für sich den Kick, den es  gewissen Menschen bereitet, ein Tier in die ewigen Jagdgründe zu befördern. Inzwischen stellen die „Damen“ 20 Prozent aller Anwärter(innen) für die Jägerprüfung. In einigen Regionen sind es sogar 30 bis 40 Prozent. Ende der 80er Jahre machten die Amazonen gerade mal  1 Prozent unter den Prüflingen aus.  Da bekommt der Begriff „Grünrock“ einen ganz neuen Dreh.

Das Märchen von der Liebe zu den Tieren

Die Gründe für das gewachsene Interesse am finalen Schuss: Viele Frauen kämen über ihren Hund zur Jagd. Der Vierbeiner könne dabei zeigen,  dass er viel mehr drauf habe, als nur ein zuverlässiger Begleiter zu sein. Weitere Anstöße liefern laut Jagdverband die Suche nach Ruhe und Entspannung in der Natur sowie die Absicht, „sich aktiv für die Natur und die Tiere einzusetzen“. Oh Mann! Oder besser: Oh Frau! Bei so viel mit Naturverbundenheit angereicherter uneigennütziger und gesamtgesellschaftlicher Verantwortungsbereitschaft wird es einem doch ganz warm ums Herz! Und um es mit der Lauterbach-Fraktion zu sagen: „Wir Jäger erfüllen eine umweltpolitische Aufgabe, die der Staat so alleine nie erfüllen könnte. Das kann und muss uns mit Stolz erfüllen“. Chapeau!

Viele junge Menschen kämen, so der DJV,  auch über die Freude an der Natur oder den Vorsatz, sich gesund zu ernähren, zur Jagd. Bewusstes Entschleunigen und das Gestalten von naturnahen Lebensräumen seien ebenfalls Motivation für den Erwerb des Jagdscheins. Wer einen solchen besitzt, positioniert sich  nach offizieller DJV-Lesart automatisch gegen Massentierhaltung,  Fleischfabriken und den Einsatz von Antibiotika und Wachstumshormonen im  Futter. Tod sei auch zum Tabuthema geworden. Das Fleisch komme aus dem Supermarkt. Deshalb: „Wir müssen das Wissen um die natürlichen Zusammenhänge vermitteln.“ Das sagt  Armin Liese vom Landesjagdverband in Baden-Württemberg. Tiere müssten geschossen werden für den Artenschutz, wegen der Wildschäden, der Biodiversität. “Wir verstehen uns als Anwalt des Wildes”, sagt der Mann. Angesichts dieser Behauptung liegt die Vermutung nahe, dass der Funktionär vielleicht etwas zu ausgiebig an bleihaltiger Munition gelutscht hat.

Achtung vor der Kreatur sieht anders aus

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Obwohl Feldhasen als bestandsgefährdet gelten, sehen sie weiterhin „Rot“. 246.106 Mümmelmänner traf es zwischen dem 1. April 2014 und dem 31. März 2015 final und tödlich. Mag ja sein, dass sie einen leckeren Braten abgeben. Millionen anderer getöteter Tiere landen hingegen in der Tonne. Für die Kadaver gibt es keine Verwertung. Foto: abschaffung-der-jagd.de

Die Hardliner aus dem Vogelsbergkreis („Wir tun Gutes!“), also jener obskure Zirkel, der sich engagierten Tierschützern schon mal mit Strafanzeigen zu erwehren versucht und sie öffentlich als Kriminelle hinstellt, geht noch ein Stück weiter: „Lassen Sie uns aber auch unsere Traditionen und die Achtung vor der Kreatur nicht vergessen. Waidgerechtigkeit und der letzte Bissen für die erlegte Kreatur gehören dazu“. Toll. „Achtung vor der Kreatur“! „Letzter Bissen“! Da kann sich das erschossene Reh, von dessen Sippe es in der abgelaufenen Jagdsaison  deutschlandweit knapp 1,2 Millionen erwischte, sicherlich nicht beklagen. Für die abgeknallten “kleinen Hirsche” ist es sicherlich beruhigend zu wissen, dass ihnen nach dem finalen Schuss ein grüner Zweig ins Maul gesteckt wird. Das ist der Ehrerweisung ja fast zu viel und macht ihr Schicksal für sie selbst doch gleich viel hinnehmbarer und erträglicher. Jeder muss schließlich gewisse Opfer bringen.

Nun zu den nackten, tödlichen Zahlen. Einen Gesamtüberblick der “Strecke” gibt es hier: Jahresjagdstrecke Deutschland_14_15.  Unter den über 5 Millionen erlegten Tieren der abgelaufenen Jagdsaison waren 475.815 Füchse und 116.068 Waschbären. Damit lag die Abschussquote bei den Mini-Petzen 20,70 Prozent über der des Vorjahres. An Reinekes wurden 20,26 Prozent mehr erlegt. Das waren 77.124 mehr tote Buschschwänzige als in 2014/2015.

Die Dachse mussten mit 63.554 Toten einen vergleichbar geringeren Blutzoll entrichten. Aber von den Grimbarts gibt es hierzulande ja auch nicht so viele. Trotzdem würden diese Erdmarder enorme Schäden in der Landwirtschaft (und in Privathäusern) anrichten, was ihre exzessive Verfolgung in den Augen der Jäger und Teilen der Öffentlichkeit rechtfertigt. Die Jäger tun ja damit Gutes. Siehe oben. Dachse gelten als lästig, schädlich sowie als vermeintliche Krankheitsüberträger. Wenn ein Tier einmal dieses Etikett weg hat, dann gnade ihm Gott.

Bestandskontrolle klingt besser als Massentötung

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Der Fuchs zählt neben dem Waschbären zum „Public Enemy No. One!” Das Ergebnis eines propagandistischen Trommelfeuers. Von beiden Arten erlegten die deutschen Jäger in der vergangenen Saison zusammen 591.883 Exemplare. Foto: Mirko Fuchs

Bei den Füchsen ist es ja ähnlich. Gebetsmühlenhaft wird kolportiert, dass nur eine intensive Bejagung eine weitere Ausbreitung der von den rotrockigen Wildhunden übertragenen Seuchen stoppen könne. Seien es nun Tollwut, Fuchsbandwurm oder Staupe. Diese Behauptung wird aber auch durch ständige Wiederholung nicht stichhaltiger und glaubhafter. Gerade dann nicht, wenn man sie in Bezug zur Tollwut setzt. Die Jägervereinigung Lauterbach hält die Öffentlichkeit ja immer noch für blöd genug, um ihr weismachen zu wollen (und zu können), erst die euphemistisch als  „Bestandskontrolle“ bezeichnete verstärkte Jagd auf Füchse habe in Hessen dazu geführt, die Tollwut weitestgehend verschwinden zu lassen.

Was für ein Quatsch! Deutschland ist seit 2008 tollwutfrei. Und das ist nicht das Ergebnis einer bundesweiten rücksichtslosen Verfolgung zwischen den 60-er und 80-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die ja bekanntlich in einem Fiasko endete. Erst die flächendeckende Ausbringung von Impfködern hat das Verschwinden der Seuche bewirkt. Das muss man ja, um Legitimation bemüht, jedoch nicht so deutlich sagen. Aber plötzlich beklagen (oder freuen sich) die Jäger sogar wieder (über) angeblich steigende Fuchspopulationen. Die Ursache dafür haben sie natürlich auch schon ausgemacht: Weil es keine Tollwut mehr gebe, würden die Bestände wachsen. Also so oder so: Es muss weiterhin heftig geschossen werden.

 Gesunde Ernährung: Trichinen, Blei und Radioaktivität

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Bad Boys: Dachse werden auch gerne als Schädlinge und Krankheitsüberträger diskreditiert. Deshalb: Feuer frei! 63.554 Grimbarts zahlten für ihren freilich nur herbeigeredeten schlechten Leumund mit dem Leben. Foto: Berndt Fischer

Aber nicht nur die Jahresstrecke der Füchse, Waschbären und Dachse zeigt, auf welch tönernen Füßen das Rechtfertigungsgerüst der um argumentative Flexibilität bemühten Jägerschaft ruht. Wie war das noch gleich mit der gesunden Ernährung? Der Wunsch nach einer solchen sei es, der immer mehr Menschen (mit der Flinte) in den Wald treibe, sagt der Württembergische LJV-Sprecher. Wörtlich: “Die möchten wissen, wie das Fleisch auf dem Teller vorher gelebt hat.” Sehen wir mal großzügig über das vielfach kontaminierte Fleisch von Wildschweinen (und das anderer Wildtiere)  hinweg. Die schwarzen Borstenviecher gelten ja nicht nur als Trichinschleudern. Wurden sie mit bleihaltiger Munition exekutiert, kann es nach dem Verzehr ihres Fleisches zu schwerwiegenden gesundheitlichen Schäden kommen. Davon abgesehen:  Viele Schwarzkittel sind ja außerdem radioaktiv belastet. Eine Spätfolge des immerhin schon 30 Jahre zurückliegenden Reaktor-Gaus von Tschernobyl. Guten Appetit! Aber das schert DJV-Sprecher Reinwald wenig: Es gebe in der Gesellschaft einen Trend zu lokalem, regionalem Essen, zu “Slow Food” – also genussvollem, bewusstem Essen. Wildfleisch erfülle alle diese Kriterien. „Und wenn es gut läuft, hören die Tiere (für die es dann weniger gut läuft) nicht einmal mehr den Schuss.” Tataa!

Mit dem Hang zur gesunden Kost oder anderen gourmet-technischen verbalen Klimmzügen lassen sich die hohen Abschusszahlen von Waschbären, Füchsen, Dachsen usw. natürlich nicht begründen. Das gilt auch für das Millionenheer gekillter Rabenvögel. Ebenso für die getöteten Marder (48.458), Marderhunde (23. 880), Iltisse (9.620), Wiesel (4.747) oder Wildtauben (552.340). Die landen nicht im Kochtopf, sondern in der (Müll-)Tonne. Für die Kadaver gibt es keine  Verwertung. Also müssen andere Erklärungen her. Das gilt auch für den gezielten Abschuss von 246.106 Feldhasen. Kann ja sein, dass die einen leckeren Braten abgeben. Aber diese Tiere stehen auch auf der roten Liste der bestandsgefährdeten Arten, werden jedoch munter weiter verfolgt.

Wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen

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Zeichen setzen. Stiller Protest gegen millionenfachen Tiermord. Foto: abschaffung-der-jagd.de

Die Nordrhein-Westfalen liefern da ein zusätzliches Paradoxon. 2014/15 haben sie abzüglich des Fallwildes  46.948 Langohren um die Ecke gebracht, gleichzeitig aber zu deren Schutz und dem anderer Bodenbrüter eine Aufweichung des Verbotes der Baujagd auf Füchse durchgesetzt, weil diese den Haken schlagenden Hopplern angeblich am meisten zusetzen würden. Was für ein Blödsinn! Auf gut der Hälfte der bejagbaren Fläche des Bundeslandes dürfen die Jäger die Reinekes mit großzügig erteilten Ausnahmegenehmigungen bis in deren „Wohnstuben“ verfolgen, sofern es sich um künstlich angelegte Bauten handelt. Das ist ihr Beitrag zum Schutze der Hasen. Dabei wird sich kein Fuchs, der klar bei Verstand ist, auf einen Wettlauf mit einem erwachsenen, gesunden Mümmelmann einlassen. Das wäre reine Energieverschwendung. Hasen sind viel zu flink.  Da hat der „Vulpes vulpes“ immer das Nachsehen. Aber so wird die Öffentlichkeit für dumm verkauft. Und das ungeachtet eines Positionspapiers der „Holz und Wald NRW“, einer mit den Oberen Jagdbehörden anderer Bundesländern vergleichbaren Behörde, die vor gar nicht langer Zeit explizit empfohlen hatte, gerade den Fuchs zu schützen und zu fördern, weil dieser ein großer Mäusevertilger sei  und somit zu einer der effektivsten natürlichen „Waffe“ gegen Mäuseplagen in der Landwirtschaft zähle. Dazu später mehr.  Aber vielleicht sollte man sich in Hannelore Krafts ausgedehnten Jagdgründen endlich mal entscheiden, ob der Fuchs nun zu den Guten oder den Bösen gerechnet werden soll.

Fakten, Füchse und Fasane

Wenn jemand das Gleichgewicht im Naturhaushalt durcheinander bringt, dann sind das die Jäger. Und die biegen sich die Fakten, wie sie es gerade brauchen. Der Fuchs, der, weil auch Aasfresser, wie die Rabenvögel in der Natur eine wichtige Gesundheits- und Hygienefunktion erfüllt, zählt beispielsweise zu den natürlichen Feinden der Fasane. Wenn es denn geboten wäre, den Fasanen-Bestand unter Berücksichtigung der natürlichen Abläufe in der Natur zu dezimieren, müsste man diesen Räuber doch eigentlich in Ruhe lassen, anstatt ihn zu Hunderttausenden abzuschießen. Dann würde er seinen Job schon erledigen. Aber das ist natürlich  nicht erwünscht, weil die Nimrods nicht nur die Reinekes, sondern auch die bunten Hühnervögel, die sie mitunter zu diesem Zweck  selbst ausgesetzt haben, selbst töten wollen. Sie haben das in der abgelaufenen Jagdsaison 113.914 mal getan. So viele Fasanenvögel wurden vom Diesseits ins Jenseits befördert. Eine Steigerung um 19,79 Prozent gegenüber dem vorangegangenen Erhebungszeitraum. Bei diesem Schützenfest wollen sich die Schießer ja nicht von der vierbeinigen Beute-Konkurrenz die Butter vom Brot nehmen lassen.

 Die „Retter in der Not“ haben schon durchgeladen

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Schluss mit der Hobbyjagd! Immer mehr Privatleute, Tier- und Naturschutzorganisationen machen sich diese Forderung zu eigen. Die gesellschaftliche Akzeptanz der Jäger hingegen schwindet – allen Imagekampagnen und verbalen Klimmzügen zum Trotz. Foto: abschaffung-der-jagd.de

Die ungeteilte Solidarität der Jagenden gilt vordergründig auch nicht nur den Kleingartenbesitzern und „geplagten“ Geflügelzüchtern, die unter dem Ansturm fressgieriger Räuber wie Fuchs und Waschbär zu leiden hätten. Das aber oft genug aber auch nur deshalb, weil sie ihre Ställe und Gehege nur ungenügend gegen ungebetene Besuche gesichert haben. Und wenn wieder einmal eine Rotte Wildschweine den Garten umgepflügt hat, empfehlen sich die Jäger als Retter in der Not. Dass sie die Schwarzkittel zuvor vielfach und verbotswidrig gefüttert und aufgepäppelt haben, damit ihnen später möglichst viele davon vor die Flinte laufen, sagen sie nicht. In der letzten Saison hieß es denn deutschlandweit auch 520.623 mal „Sau tot!“

Traditionell eng ist der Schulterschluss zwischen Jagd, Forst- und Landwirtschaft. In diesen Lagern verfolgt man zwar unterschiedliche Interessen, aber da gibt es viele Schnittmengen. Die hegende Fraktion hält die Populationen von Schalenwild, Wildkaninchen und Fasanen, deren Vertreter sich gerne mal an den Aussaaten und Feldfrüchten der Bauern gütlich tun, kurz. Von den Karnickeln mal abgesehen, haben die Jäger die Bestände vorher (siehe oben) künstlich durch oft illegale Auskirrungen oder durch gezieltes Aussetzen vermehrt bzw. stabilisiert.

Doch diese Zusammenhänge werden von den meisten haupt- und nebenberuflich tätigen Agrarökonomen negiert oder verdrängt. Sonst wären bestimmt nicht so viele von ihnen bei den Demos der DJV-Landesjagdverbände gegen anstehende Novellierungen der jeweiligen Jagdverordnungen mitmarschiert. Erst recht nicht, wenn sie einen anderen Gesichtspunkt kritisch hinterfragt hätten.

Effektive „Bio“-Waffe gegen Mäuse

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Wir ziehen in den Krieg! Doch Tiere können leider nicht zurückschießen… Foto: Eilert Voß.

Stichwort Mäuseplage. Von einer solchen ist regelmäßig nach milden Wintern die Rede. Mal fällt die „Invasion“ mehr, mal weniger happig aus. Die Schäden können, das sei nicht verschwiegen, regional enorm sein. Die Nager fressen große Teile der Saat und Ernte weg. Dass es andererseits aber gerade der Fuchs ist, der zu den effizientesten Mäusejägern zählt, wird wohlweislich verschwiegen.

Jedes erwachsene Tier vertilgt pro Tag zwischen 15 und 20 Mäuse. Das wären im günstigsten Falle 9,7 Millionen Nager weniger gewesen, die die 457.815 zur Strecke gebrachten Füchse verspeist hätten, wären sie am Leben geblieben. So aber setzt man lieber auf massiven Streugift-Einsatz. Chlorphacinon, das seit 2007 in der EU eigentlich nicht mehr zugelassen ist,  gilt als adäquates, todsicheres Mittel. Dieses und ähnliche Präparate kosten aber nicht nur Mäusen das Leben. Sie werden oft auch zur mörderischen Dosis für Füchse, Wiesel, Greifvögel, Weißstörche und Feldhamster. Ebenso für Wildkatzen, Hunde und Hausmiezen. So viel zum Erhalt der Artenvielfalt und des biologischen Gleichgewichtes.

Zu den gern bemühten Gründen, warum Jagd notwendig sei, gehört denn auch die Mär, man müsse das Gleichgewicht zwischen den Tierpopulationen in Wald und Flur aufrechterhalten und bestimmte Arten vor den Nachstellungen ihrer Fressfeinde und Nesträuber schützen. Hallo? Das schafft die Natur, wenn man sie lässt, ganz alleine. Keiner Tierart ist es in den vielen Millionen Jahren der Erdgeschichte gelungen, eine andere auszurotten. Das glückt nur dem Menschen, wie unzählige Beispiele belegen. In Wahrheit geht es um die Befriedigung der Lust am Töten und nur darum. Alle anderen Erklärungen dienen lediglich dazu, die wirklichen Motive zu verschleiern.

 

 

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